Der Bau von Stonehenge mit seinen riesigen Megalithen stellt Forscher seit Generationen vor Rätsel.

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Wie die tonnenschweren Steinblöcke einst nach Stonehenge gelangten und dort zu dem weltberühmten Bauwerk wurden, das heute als stärkster Touristenmagnet der englischen Grafschaft Wiltshire wirkt, beschäftigt Wissenschafter schon lange. Erstaunlicherweise stammen die Megalithen nicht aus der näheren Umgebung, sondern wurden von den Erbauern des Monuments vor rund 5.000 Jahren aus dem Westen des heutigen Wales fast 300 Kilometer weit transportiert.

Wie genau dieser Schwertransport vonstatten ging, ist nach wie vor nicht eindeutig geklärt. Erst kürzlich kamen Forscher in Experimenten aber zum Schluss, dass die Klötze zumindest teilweise auf Holzschlitten herangeschafft worden sein könnten, die über Holzstämme gerollt wurden. Ein Knochenjob, der viele – hungrige – Helfer beansprucht haben muss. In diesem Sinne haben Archäologen bislang auch die zahlreichen Überreste von Schweinefett interpretiert, die rund um Stonehenge gefunden wurden.

Gegrillt, nicht gekocht

So wurden in der nahegelegenen prähistorischen Ortschaft Durrington Walls zahlreiche Tongefäße mit Schweinefettrückständen entdeckt, die auf große Gelage der Stonehenge-Erbauer hindeuten könnten. Lisa-Marie Shillito von der Newcastle University hat nun aber eine neue Theorie: Sie vermutet, dass das Fett als Schmiermittel für die Transportschlitten genutzt wurde.

Sie habe die außergewöhnlich großen Mengen an konservierten Fettrückständen, die aus der Keramik gewonnen werden konnten, "bemerkenswert" gefunden, sagte Shillito. Denn Tierknochenfunde in der selben Ausgrabungsstätte lassen eher annehmen, dass Schweine zum Verzehr hauptsächlich im Ganzen am Spieß gegrillt und nicht zerteilt und in Töpfen zubereitet wurden.

Ungelöste Rätsel

Die kübelartigen Gefäße könnten Shillito zufolge eher zum Sammeln und Lagern größerer Mengen Talgs verwendet worden sein. Die Archäologin hält es für möglich, dass das tierische Fett als Schmiermittel für den Megalith-Transport zum Einsatz kam. Das würde die Theorie der Schlitten stützen, meint die Forscherin, und verweist auf die bis ins 20. Jahrhundert reichende Nutzung von Eingeweidefett als Schmiermittel.

Die Fettverwendung im Zusammenhang mit der Ernährung könne zwar nicht ausgeschlossen werden, die neue Erklärung sei aber mindestens ebenso plausibel, so Shillito. "Es sind aber noch viele Fragen offen – die archäologische Interpretation von Keramikresten kann nur einen Teil des Bildes geben." (dare, 23.7.2019)