Dieser Anblick wird auch in den kommenden Jahren zur Sportstadt Innsbruck gehören.

Foto: F. Britton, Crankworx

Auch für den Öffi-Transport werden in enger Abstimmung mit der Bike-Szene Lösungen erarbeitet.

Foto: Carlos Blanchard

Innsbruck – Tirols Landeshauptstadt bekennt sich zum Radsport. "Wir investieren in den nächsten drei Jahren massiv in den Ausbau von Trails in und um Innsbruck", erklärt Sportstadträtin Elisabeth Mayr (SPÖ) das Ergebnis langer Verhandlungen zwischen Stadtpolitik, Tourismusverband und Bike-Szene. Ab 2020 werden dafür mehr als eine Million Euro zur Verfügung gestellt. Für Mayr ist das der logische nächste Schritt, nachdem seit nunmehr drei Jahren das Crankworx-Festival in der Stadt gastiert.

Innsbrucks Mountainbike-Szene ist groß und bunt. Die Kampagne "Faces of MTB Innsbruck" soll das verdeutlichen und helfen, Konflikte auszuräumen.

"Wir haben mit Crankworx A gesagt – mit diesem Bekenntnis folgt nun das B", fasst sie die Pläne zusammen. In Abstimmung mit ihrem Stadtratskollegen Franz Gruber (ÖVP), der für Tourismusagenden zuständig ist, wurde vereinbart, dass ab kommendem Jahr jährlich 100.000 Euro aus dem Tourismusbudget für die Ausrichtung des Festivals bereitgestellt werden. Weitere 250.000 Euro werden bis 2022 jedes Jahr in den Ausbau und die Wartung der Infrastruktur investiert. Dieses Geld stammt aus dem Sportbudget. "Rund 50.000 Euro davon fließen in die Schaffung einer neuen Koordinationsstelle, die als Schnittstelle zwischen Sport und Forst dienen soll", so Mayr weiter.

Die zehnjährige Rosa tut nichts lieber, als auf dem Downhill-Bike die Berge zu erkunden.

Auch die Direktorin von Innsbruck Tourismus, Karin Seiler-Lall, zeigt sich vom Verhandlungsergebnis begeistert: "Mit der Verlängerung von Crankworx um weitere drei Jahre stärken wir unser Image als junge, weltoffene Sportstadt. Gleichzeitig dient der Event als Motor für den sukzessiven Ausbau der Bike-Infrastruktur." Am Ende sollen alle Seiten profitieren: der Tourismus vom Festival und dem damit verbundenen Image, ähnlich wie in den 1990ern der Snowboard-Event Air&Style Innsbruck prägte.

Die Innsbrucker Mountainbike-Legende Willi Hofer ist ein weiteres Gesicht des Sports.

Die rasch wachsende Bike-Szene in der Stadt freut sich wiederum über die versprochene Infrastruktur. Da Österreich ja der einzige Alpenstaat ist, in dem Mountainbiken nach wie vor verboten ist, werden legale Angebote dringend benötigt. Denn die Diskrepanz zwischen der Realität einer großen, stetig wachsenden Community und der veralteten Gesetzeslage führte in der Vergangenheit immer wieder zu Konflikten. Diese will man in Innsbruck durch die Schaffung von Trails, Pumptracks, Dirt- und Bikeparks entschärfen.

Peter Kaiser zählt zu den Weltbesten auf dem Bike und freut sich, in seiner Heimatstadt mehr Trainingsmöglichkeiten zu erhalten.

Zuletzt sorgte ein Zwischenfall im Frühjahr für Schlagzeilen, als nach einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen einem Mountainbiker und einem Mitarbeiter der Nordkettenbahn in Innsbrucks Öffis ein Transportverbot für "Downhiller" erlassen wurde. "Die Transportunternehmen konnten die große Nachfrage der Biker nicht mehr bedienen und reagierten mit einem temporären Verbot. Nach etlichen Gesprächen aller Parteien konnten wir eine temporäre Lösung erarbeiten, mit der die meisten fürs Erste zufrieden sind", heißt es dazu seitens MTB Innsbruck, der Interessenvertretung und dem offiziellen Sprachrohr der hiesigen Bike-Szene.

Bike-Szene über Bekenntnis erfreut

Derzeit arbeite man mit Nachdruck an einer langfristigen und praktikablen Lösung. "Die Nachfrage steigt in allen Bereichen, und es gilt, ein Angebot für alle zu schaffen", so MTB Innsbruck in einem Statement. Das Signal der Stadt, in den Ausbau der Infrastruktur zu investieren, wird von den Bikern jedenfalls positiv aufgenommen: "Wir finden das Commitment sehr gut. Crankworx ist super und passt perfekt zu Innsbruck. Der Event hilft uns, das Thema Mountainbiken in der Stadt zu präsentieren, und zeigt die Dimension und internationale Relevanz des Sports auf."

Stadträtin Mayr sieht das ganz ähnlich. Sie will die Veranstaltung als Motor für den Ausbau des Angebots nutzen, das vor allem auch den vielen einheimischen Mountainbikern zugutekomme. Sie bremst aber allzu hohe Erwartungen: "Wir können in nächster Zeit nicht alles realisieren, was wir uns wünschen würden." Neben dem Bikepark in Mutters, wo bis 2022 drei neue Trails gebaut werden, versuche man auch andernorts Lösungen mit Grundbesitzern zu finden, um legale Trails zu schaffen. Doch diese Verhandlungen gestalten sich weiter schwierig.

Ausbau und Wartung stehen im Fokus

Als Erfolg sei jedenfalls zu werten, dass bisher in der Region neun Trails, ein Kids- und Anfängerpark, ein Pumptrack, eine Dual-Slalom-Strecke und der Dirtpark beim Arme Leute Bichl in der Rossau realisiert werden konnten. Und der für Crankworx errichtete Slopestyle-Parcours soll künftig so adaptierbar werden, dass er auch abseits des Festivals für Hobbysportler fahrbar ist. Ein Hauptaugenmerk des Dreijahresplans wird, so Mayr, daher auf der professionellen Wartung dieser bereits bestehenden Infrastruktur liegen. Die Fäden für all die Planungen und Wartungsarbeiten werden beim Trail-Koordinator zusammenlaufen, der analog zu den beiden Radfahrkoordinatoren der Stadt fürs Biken abseits befestigter Straßen zuständig sein wird.

Wie groß und breit aufgestellt die Mountainbike-Szene in der Tiroler Landeshauptstadt mittlerweile ist, zeigt die Kampagne "Faces of MTB Innsbruck". Die von den Radlern selbst produzierten Clips sollen helfen, Vorurteile abzubauen, die manche noch immer gegen den Sport hegen. Mit den Kurzporträts verschiedener lokaler Mountainbiker wird verdeutlicht, dass Radfahren auf dem Berg längst keine Nische für Adrenalinjunkies mehr ist. (Steffen Arora, 23.7.2019)