Zurückhaltung beim Fleischkonsum würde dem Klima und auch unserer Gesundheit gut tun.

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Laxenburg – Rindfleisch als landwirtschaftliches Produkt gilt als besonders bedenklich für das Klima. Auch Schweinefleisch verursacht direkt oder indirekt große Mengen an klimaschädlichen Treibhausgasen. Wer sich dagegen hauptsächlich vegetarisch ernährt und fleischmäßig vor allem beim Geflügel bleibt, lebt nicht nur gesünder, sondern dürfte der Umwelt auch weniger Probleme bereiten. Eine Trendwende bei der hierzulande eher fleischlastigen Ernährung würde dem Weltklima also durchaus gut tun – aber wie sollte man eine solche bewerkstelligen, wo uns doch Kalbsschnitzel, Steak und Gulasch so gut schmecken?

Couragiertes Bestellen

Indem man mit gutem Beispiel vorangeht, wie österreichische Forscher in einer aktuellen Untersuchung nachgewiesen haben: Ob man im Gasthaus ein Fleischgericht oder vegetarisch bestellt, beeinflusst zufolge auf Dauer auch die Entscheidungen der anderen. Die sozialen Normen sind zur Umstellung auf klimafreundliche Ernährung der wichtigste Faktor, berichten die Wissenschafter im Fachjournal "Nature Sustainability". Dahinter folgt demzufolge das Selbstbewusstsein: Demnach sollte man couragiert als Erster vegetarisch ordern.

Ein Team um Sibel Eker vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien berechnete mit einem Folgenabschätzungs-Modell (Integrated Assessment Model), welche Faktoren die Menschen zu einer nachhaltigeren Ernährungsweise bewegen könnten. Der aktuell sehr hohe Fleischkonsum vor allem in den Industriestaaten fördert auch Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und manche Krebsformen. Vor allem aber verursacht die Fleischproduktion mehr Treibhausgase als alle Autos, Lastwägen und Flugzeuge auf der ganzen Welt zusammen, so die Forscher.

Schnelles Halbieren der Treibhausgase

Es wurde schon oftmals vorgerechnet, dass eine bevölkerungsweite Umstellung in der Ernährung der Umwelt massiv nutzen würde. Essen alle zum Beispiel nur einmal in der Woche "rotes Fleisch" wie Rinds- oder Schweinefleisch und höchstens jeden zweiten Tag "weißes Fleisch" wie Geflügel, würden die Treibhausgasausstöße aus der Landwirtschaft schlagartig um die Hälfte sinken. Wie man die Leute dazu bringen könnte, war aber bisher unklar.

Die Forscher fanden heraus, dass die sozialen Normen, also die "ungeschriebenen Verhaltensregeln, die in einer Gruppe oder Gesellschaft als zu akzeptieren betrachtet werden", essenziell sind. Ist es üblich, oft Fleisch zu essen, werden es die meisten tun. Ist es verpönt, tun es die wenigsten. Ein weiterer Schlüsselfaktor sei "Selbstbewusstsein". Steht man demonstrativ zum Vegetariertum, kann man möglicherweise andere "bekehren". Viel weniger wichtig sind eher abstrakte Vorstellungen wie die Wahrnehmung des Klima- und Umweltrisikos, berichten sie.

Weibliches Selbstbewusstsein

Solch eine Umstellung würde allerdings nicht von älteren Personen in der Bevölkerung getragen: Wie schnell soziale Normen in der Gesellschaft Fuß fassen, hängt vor allem von den jungen Leuten ab, und beim Selbstbewusstsein sei laut den Forschern vor allem jenes der Frauen entscheidend. (red, APA, 23.7.2019)