Die letzten Tage in der österreichischen Innenpolitik haben gelehrt: Wirft man als Mitarbeiter des Ex-Bundeskanzlers Festplatten nur wenige Tage nach Auffliegen der Ibiza-Affäre in den Schredder, sind deren Daten nicht nur endgültig gelöscht, sondern beschäftigen nunmehr sogar Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein. Aber was kann man eigentlich machen, wenn man seine Daten versehentlich gelöscht hat?

Bei einem Schredder ist die Sache aussichtslos – auch schon nach dem ersten Schreddervorgang – aber Otto Normalverbraucher hat üblicherweise keinen zur Verfügung. Formatiert man versehentlich einen Festplattenbereich oder löscht die Dateien im Papierkorb, sind diese allerdings nicht endgültig weg. Sie sind nur für das Betriebssystem nicht mehr sichtbar, wie PCWelt berichtet.

Ruhe bewahren

Wenn man Daten verliert oder versehentlich etwas löscht, ist zunächst einmal wichtig, Ruhe zu bewahren. Um eine Datenwiederherstellung zu ermöglichen, sollte man dafür sorgen, dass die gelöschten Daten nicht überschrieben werden. Es empfiehlt sich daher, die betroffene Festplatte auszubauen, sie mit einem USB-Adapter an einen funktionsfähigen Rechner anzuschließen und von diesem aus die Wiederherstellung durchzuführen.

Um auf Nummer sicher zu gehen, kann auch eine Kopie des betreffenden Datenträgers erstellt und ausschließlich mit dieser gearbeitet werden. Denn sollten Datenrettungs-Tools bei der Analyse die Daten auf der Festplatte verändern oder etwas anderes schief laufen, hat man immer noch das Original in der Hinterhand. Die Software "HDD Raw Copy Tool" hilft, eine idente Kopie des Datenträgers mit all seinen Fehlern und beschädigten Dateien zu erstellen.

Nicht von Festplatte hochfahren

Ist es nicht möglich, die Festplatte auszubauen oder einen anderen Rechner zu verwenden, kann alternativ von einer Rettungs-DVD oder einem USB-Stick gebootet werden. Damit verhindert man, dass das System von der Festplatte aus startet und die zu rettenden Dateien überschreibt oder sonstige Schäden verschlimmert. Es gibt zahlreiche Rettungssysteme, die heruntergeladen und auf eine DVD gebrannt werden können. Von dieser aus können Daten gerettet und Festplatten kopiert werden. Ein Beispiel dafür ist das Avira Rescue System.

Datenrettungstools

Datenrettungstools kann man nur verwenden, wenn man sicher ist, dass die Festplatte oder der Datenträger keinen mechanischen Defekt hat – also beispielsweise keinen Headcrash erlitten hat. Bei diesem wird die Magnetscheibe der Festplatte durch direkten Kontakt mit dem Lese-/Schreibkopf beschädigt. Bearbeitet man eine solche Festplatte, könnte der Schaden vergrößert werden.

Ist die Festplatte jedoch nicht beschädigt und der Datenverlust durch sofortiges Verhindern der Überschreibung eingegrenzt, können Rettungsprogramme helfen. Sie erkennen gelöschte Dateien, die für den Rechner nicht mehr zugänglich sind, und können diese rekonstruieren. Drei Beispiele hierfür sind:

Mit dieser Freeware können gelöschte oder verloren gegangene Daten aus dem Papierkorb, von Speicherkarten oder MP3-Playern wiederhergestellt werden. Laut Chip funktioniere das auch, wenn sie durch einen System-Crash, Programmfehler oder Viren verloren gingen. Erhältlich ist es nur für Windows ab der XP-Version. Bei chip.de wurde es fast sieben Millionen Mal heruntergeladen. Laut PC Welt hat es allerdings nicht die Erfolgsquote anderer, kostenpflichtiger Programme. Ist die Suche nach verloren gegangenen Daten abgeschlossen, wird mit einer Farbmarkierung angezeigt, wie die Erfolgschancen für eine Rekonstruktion stehen. Erfahrungsgemäß sei nur bei einer grünen Markierung eine brauchbare Wiederherstellung möglich.

Easus Data Recovery Wizard.
Foto: Easeus/Data Recovery Wizard

Easus Data Recovery Wizard ist für Windows (ab XP) und für Mac erhältlich. Mit diesem können ebenfalls formatierte oder versehentlich gelöschte Dateien, geleerte Papierkörbe und verlorene Partitionen wiederhergestellt werden. Laut Anbieter können in manchen Fällen auch Daten von beschädigten Festplatten gerettet werden, wenn der Schaden nicht zu groß ist. Die gratis Version bietet alles, was die Vollversion kann – wiederhergestellt werden können jedoch nur maximal 2 GB. Die Software zeigt alle gelöschten Dateien an, die rekonstruiert werden könnten. Die Vollversion kostet 66 Euro.

R-Studio
R-Tools Technology Inc.

R-Studio ist für Windows, Mac und Linux erhältlich. Die Testversion ist auf eine Wiederherstellung von 256KB beschränkt, relevante Datenmengen kann man damit also nicht rechten. Die Vollversion ist ab 50 Euro erhältlich und hat diese Limits nicht. Es erkennt Dateien auf Festplatten, SSDs und dynamischen Datenträgern, auch verschlüsselte und komprimierte.

An den Profi wenden

Im Zweifel kann man sich auch an professionelle Datenrettungsdienste wenden. Laut Verein für Konsumenteninformation gibt’s hierbei jedoch mitunter enorme Preis- und Qualitätsunterschiede. In einem Test schwankten die Preise zwischen 60 Euro und 1.900 Euro. Seriöse Anbieter geben aber vorher an, mit welchem Preis circa zu rechnen ist. Es ist also immer abzuwägen, wie viel Geld und Risiko einem die vermeintlich verlorenen Daten wert sind. (red, 24.7.2019)