Sao Paulo – Die Organisation Survival International, die sich dem Schutz indigener Völker verschrieben hat, gab nun seltene Filmaufnahmen eines bisher von der Außenwelt isoliert lebenden brasilianischen Stamms im Amazonasgebiet zur Veröffentlichung frei. Die Maßnahme sollte letztlich dem Stamm die dringend nötige Unterstützung bringen – es gehe um nichts Geringeres als um sein Überleben: Die Ureinwohner des Awá-Stammes würden laut der NGO häufig von Holzarbeitern angegriffen, vertrieben oder getötet, erklärte Stephen Corry, Vorsitzender von Survival International, am Montag.

Video: Die Veröffentlichung der Bilder sollte das Überleben des Stammes sichern.
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Massive Kritik an neuem Präsidenten

"Nur ein Aufschrei der Öffentlichkeit kann einen Genozid noch verhindern", fügte er hinzu. Corry warf dem brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro vor, die Holzarbeiter in ihrem Tun zu ermutigen. "Präsident Bolsonaro und seine Freunde in der Holzindustrie wollen nichts lieber, als dass diejenigen, die noch überleben, eliminiert werden", sagte er.

Die einminütige Aufnahme stammt laut Survival International vom August 2018 und zeigt Mitglieder des Awá-Stamms im nordöstlichen Bundesstaat Maranhao. Auf der Aufnahme ist ein junger Mann mit einer Machete in der Hand zu sehen. Als er wahrnimmt, dass er heimlich gefilmt wird, rennen er und andere Stammesmitglieder mit Speeren ins Unterholz davon.

"Wächter des Amazonas"

Das Video wurde nach Angaben von Survival International von einem Mitglied des benachbarten indigenen Stamms der Guajajara aufgenommen. Der Stamm hat eine Vereinigung mit dem Namen "Wächter des Amazonas" gegründet, die isolierte indigene Völker vor der illegalen Rodung des Regenwaldes schützen will.

Seit seinem Amtsantritt im Jänner 2019 wird dem brasilianischen Präsidenten Bolsonaro vorgeworfen, Raubbau im Amazonas-Regenwald zu dulden und den Ureinwohner zu schaden. Der Staatschef wolle sich bei Holzfällern, Bergleuten und Bauern, die ihn gewählt hätten, erkenntlich zeigen. Die brasilianische Verfassung sieht jedoch ein Schutzgebiet für indigene Völker vor. Dort darf nur traditionelle Landwirtschaft betrieben werden, Bergbau ist verboten. (red, APA, 23.7.2019)