Der ORF liefert Stoff für Robert Palfraders Wetter-Comedy

Foto: RF/Hubert Mican

Wien – Man kann es auch bei Projekten überstürzen, die sich mehr als eineinhalb zähe Jahrzehnte ziehen. Wie bei der 300 Millionen Euro schweren Sanierung des ORF-Zentrums auf dem Wiener Küniglberg und der Neuorganisation des Milliardenunternehmens.

Besser, schneller und wirtschaftlicher sollen die Journalisten von Radio, Fernsehen und Online künftig auf dem Küniglberg zusammenarbeiten. Das ist das erklärte Ziel der ORF-Zentrale.

Für die Wetterredaktion aber wird es fürs Erste aufwendiger, teurer und nervenaufreibender – und damit auch für die Radio-Journale auf Ö1. Denn die Radio-Wetterleute um Alois Holzer sollen schon diesen Herbst auf den Küniglberg ziehen – auch wenn die Sender Ö1 und Ö3 erst Ende 2021 auf dem Hügel über Wien erwartet werden und ab 2022 von dort senden sollen. Gerade sind erst die Abbruchmaschinen auf dem Küniglberg vorgefahren, um im ORF-Zentrum Platz zu schaffen für Ö1 und Ö3.

Ressorts und Fachbereiche von Radio, Fernsehen und Online sollen künftig auf dem Küniglberg zusammenarbeiten. Ein schwieriges Thema anderer Ressorts ist bei der Wetterredaktion keines: Bei Sonne, Wolken, Sturm, Regen und Schnee ist Vielfalt der Berichterstattung, wie sie das ORF-Gesetz vorschreibt, eher unerwünscht. Die Wetterprognose von Ö3 sollte nach Möglichkeit mit jener von ORF on und der Zeit im Bild übereinstimmen. Das dürfte die ORF-Führung zum raschen Marschbefehl für das Radiowetter auf den Küniglberg motiviert haben.

Zusätzlich Aufwand und Stressfaktor

Doch der Frühstart klingt für's Erste nach dem Gegenteil von Synergie und Vereinfachung. Die Wetterredakteure sind von früh an live zu Gast in den Journalen. Und je häufiger Hitzewellen, Unwetter und Klimawandel Thema sind, werden sie auch abseits der aktuellen Prognosen befragt. Nicht von ungefähr sitzen die Wetterredakteure direkt am Eingang des Newscenters im Radio-Funkhaus, mit Blickkontakt zu den Journal-Moderatoren. Holzer und TV-Wetterchef Markus Wadsack waren auf Urlaub und für Stellungnahmen nicht erreichbar.

Radio-Redakteurssprecher Peter Daser bestätigt auf Anfrage des STANDARD Bedenken: "Es braucht für jeden Einstieg einen Techniker, eine Leitung, eine Kommunikationsleitung für Regieanweisungen – all das ist unnötiger zusätzlicher Aufwand und ein zusätzlicher Stressfaktor in Livesendungen."

Bestenfalls liefert der Frühstart auf den Küniglberg Stoff für die ORF-Wettercomedy Walking on Sunshine. Ab 2022 sollen sich die Wolken lichten, wenn Ö1 auch auf den Küniglberg kommt. (fid, 24.7.2019)