Es sind viele Stammgäste, die im Illmitzer Rosenhof Urlaub machen. Gesetzte Semester aus der Schweiz, aus Dänemark, viele Birdwatcher, einige Radler. Die kommen heuer aus dem Staunen nicht heraus, was da im Rahmen der Hotel-Halbpension plötzlich an Essen aufgefahren wird. Aber auch die Tagesgäste werden schon immer mehr, seit Peter Kroiss die Küche übernommen hat.

Sitzen auf der Wiese, Essen von einem Könner: Das Hotel Rosenhof in Illmitz wurde urplötzlich zu einer Destination für Gutesser.
Foto: Gerhard Wasserbauer

Der junge Mann stammt aus dem Nachbarort Apetlon, ging aber ins Steirereck (wo er zeitgleich mit anderen Hypertalenten wie Manuel Ressi, Max Natmessnig und Philip Rachinger kochte), bevor er zum austro-portugiesischen Zweisterner Dieter Koschina und von dort zum niederländischen Großmeister Jonnie Boer in dessen Amsterdamer Zweisternhütte Librije Zusje wechselte. Und zwar für jeweils eineinhalb bis zwei Jahre – nicht für Kurzurlaube, mit denen andere ihr Curriculum aufmascherln.

Ein Dorf weiter

Kroiss kann kochen, dass es nur so pfeift. So richtig glücklich aber ist er auf die Dauer nur in seiner Heimat, seit er mit der Tochter des Hauses verlobt ist, schon gar. Deshalb kam er vor zwei Jahren zurück und kochte das wunderbare Gasthaus zum Fröhlichen Arbeiter in Apetlon zu einer der wenigen, wirklich wunderbaren Adressen des Burgenlands hinauf.

Als den Schwiegereltern in spe mit Saisonbeginn die Küchenmannschaft plötzlich abspenstig wurde, war es damit vorbei (jetzt kocht dort Martin Kugler, früher Blaue Gans, an der Seite von Hausherr Hannes Tschida), und Kroiss wechselte ein Dorf weiter.

Der Rosenhof ist ein sehr gepflegt angejahrtes Dreisternehotel mit einem sehenswert kitschigen, monumentalen Wandgemälde ("Puszta-Pferde beim Brunnen") im Speisezimmer und, vor allem, einem verwunschenen Innenhofgarten, wo die Tische direkt auf dem Rasen stehen – sehr lauschig, zumindest bis mit Sonnenuntergang die Gelsengeschwader einfliegen.

Außen knusprig, innen ganz weich: Gebackenes Entenei.
Foto: Gerhard Wasserbauer

Kalb und Lamm kommen von Kroiss' elterlichem Hof in Apetlon, das Wild schießt er selbst oder bekommt es von Jagdfreunden aus der lokalen Genossenschaft, den Fisch ausschließlich vom Neusiedler See. Die Karte hält ein paar Klassiker wie Backhendl, Schnitzel, Zwiebelrostbraten bereit, davon abgesehen aber zeigt Kroiss, dass ein biederes Hotel und zeitgemäßes Essen ganz wunderbar zusammengehen – wenn man es nur macht.

Persien, Pannonien

Die Fischsuppe, ein blattlvoller Teller dunkel paprizierten Glücks, wird mit kurz gebratenen Zanderwürfeln und ein bissl Rollgerstl versehen, immer wieder leuchten die exotisch flirrenden Aromen persischer Trockenzitrone auf, extrem gut. Gebackenes Entenei ist außen knusprig, innen ganz weich, dazu gibt's kurz angebratenes Tartare von Waldpilzen, eine samtige Erdäpfelcreme und ganz frische Petersilie. Hirschragout "Fiaker Art" kommt wie das nämliche Gulasch mit knusprigem Frankfurter, Spiegelei und Essiggurkerl, dazu gibt's köstliche Butternockerln – scheinbar einfach, wenn's so sauber herausgekocht ist, aber ein selten gewordener Genuss.

Karpfen wird knusprig gebraten und mit Erdäpfeln, Gurke und Dill in einem sonnig leuchtenden Safransud serviert, mediterrane Würzkraft für den Friedfisch. Lammravioli, mächtige Taschen aus herrlich bissfestem, elastischem Teig (erinnert mehr an Chinas Jiaozi als Pasta ripiena), sind mit feingewürfeltem, saftigem Fleisch gefüllt, dazu gibt's frische Erbsen und Süßkartoffelwürfel in einem wunderbar duftigen Lammsud.

Was die Liebstöcklmayo in einem Extratiegel dazu soll, bleibt offen – ist aber völlig wurscht, sie schmeckt nämlich, wie alles hier, viel zu gut, als dass auch nur irgendetwas davon übrig bliebe. Die ausschließlich hauseigenen Weine kommen mit der Küche nicht immer mit, da soll aber schon bald externe Abhilfe geschaffen werden. (Severin Corti, RONDO, 24.7.2019)


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