Erst mal heimkommen und entspannen, das Koffer auspacken kann nach dem Urlaub noch etwas warten. Auch davor sollte es schon ruhiger zugehen, dann wird man in den Ferien nicht krank.

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Die Vorfreude auf den Urlaub ist groß und das sind bei vielen auch die Erwartungen – ans Entspannen, Abschalten und Erholen. Doch das alles funktioniert nicht auf Knopfdruck, weiß Peter Kirschner, Mediziner bei Anima Mentis, Betreiber des Fitnesscenters für die Seele in Wien.

"Der eigene Druck, den perfekten Urlaub und Tiefenentspannung zu erleben, bewirkt leider oft das Gegenteil. Ein durchgetakteter Ablauf ist ein großer Stressfaktor, denn unser Nervensystem kommt erst dann in den Regenerationsmodus, wenn es eine Weile ruhig ist", so Kirschner.

Krank im Urlaub

Im Idealfall ist schon die Zeit vor dem Urlaub etwas ruhiger, denn Studien zeigen, dass Personen, die im Alltag unter chronischem Stress leiden, häufiger in Urlauben oder an Wochenenden erkranken, weiß Kirschner: "In überdauernden Stressphasen steht der Körper evolutionsbiologisch gesehen unter Strom, zeitgleich werden andere Funktionen wie beispielsweise die Immunantwort unterdrückt. Sobald der Körper wieder heruntergefahren wird und die Ruhe und Auszeit bekommt, die er braucht, antwortet er auf die Keime oder Bakterien." Ein Tipp: Nicht von der Arbeit direkt in den Urlaub starten, sondern sich vorher zwei, drei Tage zum Durchatmen gönnen.

Handyzeit limitieren

Das gilt auch für die Rückkehr aus dem Urlaub, so die Experten von Anima Mentis. Sie empfehlen, nicht sofort die Koffer auszupacken und die Wäsche zu waschen. Im besten Fall gelingt es, auch nach dem Urlaub noch auf sich zu schauen und die sorgenfreien Zeiten aus dem Urlaub mit in den Alltag zu nehmen.

"Wer längere Zeit sehr viel arbeitet, sollte sich nach Möglichkeit einmal mehre Wochen Urlaub am Stück gönnen, um das Gleichgewicht zwischen dem beruflichen und privaten Leben zu erhalten", so die Experten. Nach anstrengenden Kurzurlauben oder Städtereisen ist ein Ruhetag nach dem Zurückkommen empfehlenswert, bevor es wieder mit der Arbeit losgeht.

Wer im Urlaub arbeiten muss oder auf das Smartphone nicht verzichten kann, sollte sich dafür konkrete Zeiträume vornehmen – es braucht einen Wechsel von Aktivität und Ruhe. Kirschner: "Die Arbeitsphasen klar eingrenzen und in den Erholungsphasen komplett loslassen. Deutlich sagen: ‚Ok, für heute oder diese Arbeitsphase habe ich genug gearbeitet.'"

Stift statt Smartphone

Ein Tipp der Experten für bewusste handyfreie Zeit: Das Telefon abdrehen und stattdessen Schreibzeug zur Hand nehmen. Jedes Mal, wenn der Impuls kommt, das Handy zu verwenden, stattdessen Notizen machen – ehrlich aufschreiben, was einem durch den Kopf geht, "so lernt man viel über sich selbst."

Oft reicht ein Urlaub nicht aus, um runter zu kommen. Wer im Leben eine schwere Phase durchläuft oder das Gefühl hat, dass alles zu viel wird, sollte sich Hilfe holen. "Nicht aus jeder Situation kommen wir alleine wieder heraus und vielen fällt es schwer, nach Unterstützung zu fragen oder diese anzunehmen. Mentale Stärke lässt sich trainieren wie ein Muskel", sagt Kirschner.

Tipps auf einen Blick

  • Vor dem Urlaub ein paar Tage zum Runterkommen einplanen
  • Im Urlaub keine durchgetaktete To-do-Liste abarbeiten, sondern genügend Pausen und viel Schlaf einplanen
  • Im Urlaub das Smartphone/den Laptop für festgelegte Zeiten ausschalten
  • Nach dem Urlaub in Ruhe zu Hause ankommen (red, 24.7.2019)