Umweltschutz schön und gut, aber es gibt ja auch berechtigte Interessen – der Industrie, des Handels, des Tourismus, der Landwirtschaft, sogar einer Nebensache namens Fußball. Im Interesse des Fußballs ist es, herkömmliche Kunstrasenplätze, die tonnenweise Mikroplastik freisetzen, nicht schon ab 2022 EU-weit zu verbieten. Es wäre vor allem wegen der vielen Jugendlichen, die bei jedem Wetter akzeptables Geläuf brauchen. Der Fußball und seine Fans in der Politik plädieren daher auf längere Übergangszeiten. Sechs Jahre schweben zum Beispiel dem deutschen Innenminister Horst Seehofer vor. Oder, gemäß einer aktuellen Studie, 66.000 Tonnen Mikroplastik, die in dieser Zeitspanne in Deutschland freigesetzt werden. Auf Österreich und seine 259 Kunstrasenplätze umgerechnet wären es rund 700 Tonnen bis zum diskutierten Ausstieg.

Die EU-Kommission arbeitet daran, die Entwicklung nachhaltiger Alternativen zu Kunstrasenplätzen zu fördern.
Foto: APA/dpa-Zentralbild/Stefan Sauer

Umweltschutz schön und gut, aber nur solange er leicht geht. Schwieriges geht nicht oder nicht gleich. Obwohl es Alternativen zu Kunstrasenplätzen gibt, vielleicht noch nicht zu hundert Prozent gleichwertige, aber gleichwertig sind Papiersackerln auch nicht immer. Kleine Vereine wären mit dem Umstieg finanziell überfordert, heißt es seitens der nationalen Fußballverbände. Deren übergeordnete Instanz ist wiederum das Milliardenunternehmen Fifa. Die kassiert allein für die hirnverbrannte Winter-WM 2022 in Katar konservativ geschätzt zwei Milliarden Euro. Das schreit doch nach einer grünen Reinvestition. (Sigi Lützow, 24.7.2019)