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Schauen Sie sich einmal eine Partie E-Sports an. Es ist ziemlich spannend und noch lange kein Weltuntergang, wenn Menschen vor einer jubelnden Masse kompetitiv am Computer spielen.

Foto: Reuters/Kham

Menschen, die mit Headsets und Maus vor dem Computer sitzen und denen Hunderttausende zusehen – was für manche befremdlich wirkt, ist die Zukunft des Sports: E-Sport. Kompetitives Gaming zieht Jahr für Jahr mehr Zuschauer an und sorgt aufgrund des wachsenden Interesses auch dafür, dass namhafte Sponsoren Millionen in die Wettkämpfe in Counter-Strike, League of Legends und vielen anderen Games investieren. Der Aufstieg des E-Sport ist unaufhaltsam, und dafür gibt es auch mehrere Gründe.

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Immer mehr Menschen sind Gamer

Immer mehr Menschen nutzen Videospiele. Bis 2021 soll die Anzahl der Gamer auf 2,7 Milliarden Nutzer anwachsen. Sie spielen auf dem Handy, auf dem PC oder auf der Konsole. Die Menschheit hat sich schon immer bei kompetitiven Auseinandersetzungen gemessen – wenn man als E-Sportler dann auch noch Geld verdient, dürfte das ein zusätzlicher Anreiz an. Die bekanntesten Protagonisten sind bereits Millionäre, auch in Zukunft dürfen die besten Spieler viel Geld verdienen.

E-Sport ist deutlich zugänglicher

Was ferner für das kompetitive Gaming spricht, ist die Zugänglichkeit. Fußball-, Ski-, Eishockey- oder Tennistraining können hunderte Euro im Jahr verschlingen. Um in die Welt des E-Sports einzutauchen, braucht es ein Spielgerät plus Internetverbindung. Sumail Hassan ist etwa das beste Beispiel für die Inklusion im E-Sport. Der 16-Jährige wuchs in Pakistan auf und konnte dank Dota 2 den eigenen ärmlichen Verhältnissen entfliehen. Bis dato hat Hassan mehr als 3,3 Millionen Dollar verdient.

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Fitness und körperliche Gesundheit sehr wohl wichtig

Um an der Weltspitze zu bestehen, bedarf es allerdings viel Training. Rund zehn Stunden täglich investieren E-Sportler in das Game ihrer Wahl. Wie wichtig hierbei der körperliche Ausgleich ist, dessen sind sich viele Organisationen und auch die Spieler selber bewusst. Um bei Wettkämpfen das Optimum abzuliefern, bedarf es auch körperlicher Fitness. Unter höchster Konzentration müssen E-Sportler teils stundenlang über Monate eingeübte Bewegungsmuster abrufen und blitzschnell reagieren.

E-Sportler sind keine künftigen Sozialhilfefälle

Dies geht so weit, dass die durchschnittliche Karriere vieler aktiver Spieler bis 25 beziehungsweise maximal 30 Jahre reicht. Der E-Sportler als künftiger Sozialhilfefall entspricht trotzdem nicht der Realität. Viele virtuelle Athleten fangen nach ihrer aktiven Zeit als Kommentator, Berater für Videospielehersteller, Streamer oder Trainer an. Zudem achten die Organisationen zunehmend auf die Zukunft ihrer Spieler, etwa, indem sie eine Ausbildung für die Zeit danach unterstützen.

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Was schauen, wenn man für alles zahlen muss?

Was weiters für den Aufstieg des E-Sports spricht, ist die Abwanderung der traditionellen Sportarten ins Pay-TV beziehungsweise mangelnde Innovation hinsichtlich der Übertragung des Contents. Ein Gros der virtuellen Auseinandersetzungen wird dagegen kostenlos auf Twitch beziehungsweise Youtube übertragen und bietet den Zusehern zugleich die Möglichkeit, miteinander zu kommunizieren. Plattformen wie Dazn sind der Schritt in die richtige Richtung. Wenn man die wichtigsten sportlichen Events nur mehr mittels Abos oder einmaliger Zahlung ansehen kann, werden vor allem Jüngere zu Alternativen abwandern.

Bei E-Sport gibt es weder FC Bayern München noch Patriots

Kompetitives Gaming ist außerdem abwechslungsreicher. Bei Mobas wie League of Legends wird durch Patches sichergestellt, dass Teams immer wieder auf neue Helden setzen und frische Taktiken ausarbeiten müssen. Bei Battle-Royale-Games wie Fortnite oder PUBG spielt der Zufallsfaktor ferner eine größere Rolle. Zudem ist es im kompetitiven Gaming (bislang) nicht so, dass die finanzstärksten Teams einfach alles aufkaufen und so den Wettbewerb verzerren. Besonders erfolgreiche Mannschaften gibt es durchaus – Überraschungssiege bei größeren Events sind aber keine Seltenheit.

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Ganz viel Potenzial und wohl erst der Anfang

Zuletzt steht der E-Sport wohl erst in seinen (technischen) Anfängen. Einerseits finden immer mehr Sponsoren Gefallen am kompetitiven Gaming, andererseits bringt beispielsweise VR immens viele neue Möglichkeiten mit sich. Statt Maus und Tastatur könnten E-Sportler etwa künftig eine VR-Brille aufschnallen und sich auf einem Laufbandsimulator bewegen. Hier kommt dann neben den genannten geforderten Skills auch der körperliche Aspekt nicht zu kurz.

Geben Sie dem kompetitiven Gaming eine Chance!

E-Sport ist längst keine Nischenunterhaltung für Nerds mehr, sondern ein Massenphänomen, bei dem es bereits Überlegungen gibt, dieses auch bei Olympia zu integrieren. Angesichts der Prognose, dass der elektronische Sport im Jahr 2022 voraussichtlich rund 640 Millionen Zuschauer haben wird, ist diese Entwicklung kaum noch zu leugnen.

Also, liebe Zweifler, schauen Sie doch einfach mal auf Twitch oder einem Turnier vorbei. Dem E-Sport gehört die Zukunft, und es ist noch lange kein Weltuntergang, wenn Computerspielen und traditionelle Sportarten in einem Zug genannt werden. (Daniel Koller, 28.7.2019)