Der Bub ist am Mittwochnachmittag auf der Intensivstation der Kinderklinik in Graz gestorben.

Foto: APA/Erwin Scheriau

Graz/Riegersburg – Jener knapp zweieinhalb Jahre alte Bub, der am Montagnachmittag am Hof seiner Großeltern im südoststeirischen Riegersburg bewusstlos im von der Sonne aufgeheizten Auto seiner Eltern aufgefunden worden war, verstarb am Mittwochnachmittag auf der Intensivstation der Kinderklinik in Graz.

Die Polizei teilte am Donnerstag mit, dass kein Fremdverschulden festzustellen gewesen sei. Das Kind dürfte am Montag unbemerkt in ein Auto am Hof der Familie geklettert und eingeschlafen sein. Als der Bub im überhitzten Wagen gefunden wurde, war er dehydriert. Zwei Tage später starb er in der Grazer Kinderklinik.

Der Zweijährige dürfte sich eine halbe bis eine Stunde in dem heißen Auto befunden haben. Nach dem Mittagessen ging er auf dem großen Hof, auf dem mehrere Generationen leben, immer zu seiner Großmutter. Die Eltern glaubten auch am Montag, er sei dort.

Tatsächlich war der Kleine aber in einem Innenhof, in dem mehrere Autos standen, in einen Wagen geklettert und hatte sich auf die Rückbank gelegt. Es war nicht das Familienauto, sondern ein anderer Pkw, dessen vorderer Teil noch im Schatten war. Als das Fehlen des Kindes bemerkt wurde, gestaltete sich die Suche auf dem großen Anwesen schwierig. Schließlich wurde der schlafende Bub entdeckt.

Zwei Notärzte und zahlreiche Rettungskräfte konnten den Buben zunächst stabilisieren, er wurde in die Kinderklinik des LKH geflogen."Was medizinisch vorgegangen ist, können wir nicht beurteilen, aber von einem Fremdverschulden kann nicht ausgegangen werden", meinte ein Polizeisprecher gegenüber der APA. Trotzdem wurde – wie in solchen Fällen üblich – eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Graz geschickt.

Aufenthalt im Auto ab 40 Grad gefährlich

Der Aufenthalt in einem Fahrzeug wird ab 40 Grad Innentemperatur gefährlich. Für Babys und Kleinkinder, aber auch für Tiere können bereits wenige Minuten im heißen, geschlossenen Auto lebensbedrohlich sein, warnt der ÖAMTC.

Schon 26 Grad Außentemperatur reichen, um das Auto zu einer Todesfalle zu machen. Innerhalb weniger Minuten klettern die Temperaturen im Fahrzeuginneren auf 40 Grad. "Kinder dürfen niemals allein im geparkten Auto gelassen werden. Auch nicht 'nur' ganz kurz. Schon 15 Minuten bei praller Sonne im geschlossenen Auto können für Babys und Kleinkinder lebensgefährlich sein", heißt es auf der Homepage des ÖAMTC. Bei hohen Außentemperaturen kann die Innenraumlufttemperatur 55 bis 60 Grad erreichen, Sitze und andere Oberflächen können sogar über 70 Grad heiß werden, haben ÖAMTC-Messungen ergeben.

Auch bei laufender Klimaanlage sollte die Wirkung der Sonneneinstrahlung nicht unterschätzt werden. "Um Kinder während der Fahrt vor der Sonne zu schützen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Abhilfe verschaffen hier beispielsweise ein entsprechendes Rollo aus dem Fachhandel oder auch ein Handtuch, das im Fond im Türrahmen festgeklemmt wird. Aber Vorsicht: Vorne dürfen die Scheiben nicht abgedeckt werden", so ÖAMTC-Experte Manfred Schöberl.

Steht das Fahrzeug einige Zeit in der prallen Sonne, können Innenteile wie der Gurt, das Armaturenbrett, das Lenkrad oder auch die Sitze bis zu 60 Grad heiß werden: "Abhilfe verschafft hier eine Sonnenschutzfolie mit einer Verspiegelung und einer starken Reflexion. Kindersitze sollten zudem mit einem Tuch abgedeckt werden, damit sich die Stoffe und der Kunststoff nicht erhitzen. Bevor das Kind in den Kindersitz gesetzt wird, sollte der Sitz abgetastet werden", rät Schöberl. Achtung ist auch beim Berühren des Autodachs geboten. Bis zu 80 Grad kann dieses heiß werden – eine Berührung kann somit zu Hautverbrennungen führen.

Mit offenem Fensterspalt wird es nicht merkbar kühler

Immer wieder sind geparkte Autos zu sehen, bei denen die Fenster einen Spalt offen stehen – in der Hoffnung, dass es bei der Rückkehr nicht ganz so heiß ist. Oftmals ein Trugschluss, wie Schöberl weiß: "In einem Test haben wir festgestellt, dass es durch ein drei Zentimeter geöffnetes Fenster nicht merkbar kühler wird. Mehr als drei Zentimeter lässt in der Realität aus Angst vor Diebstählen kaum jemand die Scheiben offen. So kann es aber in stehendem Zustand zu keinerlei Luftzirkulation kommen, und die Abkühlung bleibt aus. Während der Fahrt kühlen geöffnete Fensterscheiben jedoch den Innenraum erheblich."

Im Fahrzeug eingeschlossene Kinder sind für die Pannenhelfer des Klubs keine Seltenheit. "Ist das Fahrzeug einer direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt, dann raten wir, mittels Tüchern oder ähnlichem das Fahrzeug abzudecken, damit sich der Innenraum nicht weiter aufheizt."

Passanten sollten die Polizei rufen, wenn sie in einem überhitzten Auto eingeschlossene Lebewesen entdecken. Oft sperren sich Kinder auch selbst ein, wenn der Schlüssel beim Aussteigen im Fahrzeug gelassen wird. Dann verständigen die Eltern meist selbst rasch den ÖAMTC.

Das Einschlagen einer Scheibe ist sogar rechtlich gedeckt, wenn Leib und Leben bedroht sind und es keine andere Möglichkeit gibt zu helfen. Wenn möglich, sollte man aber in diesem Fall Zeugen dazuholen, rät der ÖAMTC. (red, APA, 25.7.2019)