Auch auf kleinen Balkons haben Pflanzen Platz.

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Eine Wohnung muss heute einen Balkon haben – auch wenn sich dieses in Inseraten beworbene Idyll oft als winziger Vorbau entpuppt, der keinen nennenswerten Ausblick, dafür freie Sicht in die Nachbarwohnung bietet.

Den stets in seiner Unterhose rauchenden Nachbarn übersieht man bei der Wohnungsbesichtigung gern, dafür rankt sich vor dem geistigen Auge schon das Grünzeug übers Balkongeländer.

Bonsai auf dem Balkon

Nach dem Umzug müssen erst Möbel aufgebaut und Kisten ausgepackt werden. Auf dem Balkon tut sich derweil nichts. Hier verendet der mickrige Bonsai von der Einweihungsparty in der Sonne. Wer draußen sitzen will, stellt sich einen Küchensessel hinaus und vergisst vor dem nächsten Regentag hoffentlich nicht darauf, ihn wieder hineinzutragen.

Beim Stadtspaziergang sieht man aber noch viel – na ja – kreativere Nutzungen der teuren Freiräume: Balkone, die für die Lagerung von Winterreifen oder übrig gebliebenen Kisten genutzt werden. Teilweise werden dafür unansehnliche Verschläge errichtet, um das Hab und Gut gegen Schlechtwetter zu schützen.

Eine erste Amtshandlung für viele: Damit bloß niemand einen Blick auf ihre Beine erhascht, befestigen sie – sehr zum Leidwesen von Architekten und Bauträgern – standardmäßig eine Schilfmatte am Balkongeländer. Das weckt Assoziationen von Thujenhecken auf dem Land. Auch nicht schlecht: Balkone, die in Taubennetze gehüllt sind.

Tomaten für Fortgeschrittene

Dabei wäre es nicht schwierig, einem Balkon Leben einzuhauchen: Wenn es Lage und Witterungsverhältnisse erlauben, sind Küchenkräuter schnell gezogen. Fortgeschrittene können sich auch über Tomaten trauen.

Das Schöne: Wer auf Urlaub fährt, bittet die Nachbarn, zu gießen. So lernt man den rauchenden Herrn in Unterhose von gegenüber besser kennen. Vielleicht hat er ja einen grünen Daumen. (7.8.2019)