Vorstandschef Hiroto Saikawa steht unter Druck, den Konzern aus dem Tief zu führen. Nun stehen radikale Restrukturierungsmaßnahmen an.

Foto: APA/AP/Jae C. Hong

Yokohama – Nach einem heftigen Gewinneinbruch streicht der japanische Renault-Partner Nissan etwa jeden elften Arbeitsplatz. Zum Endes des Geschäftsjahres 2022/23 (31. März) sollen die globalen Produktionskapazitäten um zehn Prozent reduziert werden. In der Belegschaft werden etwa 12.500 Stellen abgebaut, wie Nissan am Donnerstag mitteilte.

Aktuelle Angaben zur Zahl der Beschäftigten liegen nicht vor, nach früheren Angaben waren es Ende März 2018 weltweit knapp 139.000. In Deutschland hat Nissan keine Produktion.

Kaum noch Profit

Nissan hat im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2019/20 kaum noch profitabel gearbeitet. Der operative Gewinn schrumpfte um 98,5 Prozent auf 1,6 Mrd. Yen (13,3 Mio. Euro). Analysten hatten mit einem Einbruch gerechnet, allerdings in der Größenordnung von 66 Prozent. Unter dem Strich stand nur noch ein kleiner Nettogewinn von 6,4 Mrd. Yen, um 94,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Nissan ist in Deutschland lediglich mit einer Vertriebstochter mit 174 Mitarbeitern in Brühl bei Köln vertreten. Folgen der globalen Sparpläne für Deutschland sind nach Auskunft eines Sprechers noch nicht absehbar. Die Nissan-Händler wiederum, die importierte Autos des japanischen Herstellers verkaufen, sind eigenständige Firmen.

Verhaftung von Ex-Renault-Chef Ghosn

Nach dem Rausschmiss des ehemaligen Renault-Chefs Carlos Ghosn als Verwaltungsratschef bei den Japanern steht Vorstandschef Hiroto Saikawa unter Druck, den Konzern aus dem Tief zu führen. Nach der Verhaftung Ghosns in Japan war das von ihm geschaffene und kontrollierte französisch-japanische Auto-Bündnis zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi in eine schwere Krise geraten.

Ghosn war ein Verstoß gegen Börsenauflagen in Japan vorgeworfen worden. Er wurde seither mehrfach wegen weiterer angeblicher Vergehen angeklagt und kam kürzlich erneut auf Kaution aus der Untersuchungshaft. Einen Termin für einen Prozess gegen den prominenten Automanager gibt es in Japan noch nicht.

Renault will Fusion mit Nissan

Renault, an dem der französische Staat beteiligt ist, hält 43,4 Prozent der Anteile an Nissan, die Japaner halten ihrerseits 34 Prozent an Mitsubishi. Nissan ist zu 15 Prozent an Renault beteiligt, hat aber dabei keine Stimmrechte. Renault strebt eine Fusion mit den Japanern an, doch die neue Nissan-Führung hat das bis jetzt abgelehnt.

Stattdessen will Nissan seine Bemühungen zur Kostenreduzierung verstärken, um wieder auf einen Wachstumspfad zurückzukehren. Die geplanten Stellenstreichungen beträfen Werke in Übersee, hieß es, ohne konkrete Standorte zu nennen.

Insgesamt ging der Absatz bei Nissan im Berichtsquartal global um sechs Prozent auf 1,2 Millionen Fahrzeuge zurück. In den USA verkaufte der Konzern 351.000 Autos und kommt damit auf einen Marktanteil von 7,9 Prozent. In Europa, einschließlich Russland sank der Absatz um 16,3 Prozent auf 135 000 Autos. Das entspricht einem Marktanteil in Europa von 2,5 Prozent, wie der Konzern mitteilte. (APA, 25.7.2019)