Nach einer Verletzung der neuromuskulären Endplatte, der Verbindung zwischen Nerven- und Muskelfaser, übernimmt der Proteinkomplex mTORC1 eine wichtige Funktion bei der Heilung.

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In unserem Körper sind Nerven und Muskeln durch neuromuskuläre Kontaktstellen, der sogenannten neuromuskulären Endplatte, miteinander verbunden. Dabei handelt es sich um eine Synapse, die Signale zwischen Nervenfasern und Muskelfasern überträgt. Wird diese Nervenverbindung unterbrochen oder verletzt, ist der Muskel in seiner Funktion eingeschränkt und geschwächt. Das Besondere an diesen Synapsen ist jedoch, dass sie wieder repariert werden können.

Der Proteinkomplex mTORC1 fördert das Muskelwachstum und ist wichtig für die Selbstreinigung der Muskelzellen. Welche Funktion mTORC1 nach einer Verletzung der neuromuskulären Endplatte übernimmt, war bislang unklar. Forscher der Uni Basel haben nun die Funktion von mTORC1 nach einer Verletzung der neuromuskulären Endplatte im Mausmodell genauer untersucht.

Für die Funktion von mTORC1 im Muskel war bislang lediglich nachgewiesen, welche Rolle der Proteinkomplex für die Förderung des Muskelwachstums und die Selbstreinigung der Zellen übernimmt. "Wir konnten nun zeigen, dass mTORC1 darüber hinaus eine wichtige Rolle bei der Regeneration der neuromuskulären Endplatte übernimmt", erklärt Perrine Castets, Erstautorin der Studie.

Relevantes Gleichgewicht

Damit mTORC1 seine Funktion ausüben und auf den Muskel und die Regeneration der Nervenverletzung einwirken kann, muss es zuvor von der Proteinkinase PKB/Akt aktiviert werden. Darüber hinaus zeigte die Studie, dass der Proteinkomplex mTORC1 weder zu stark, noch in zu geringem Masse aktiviert werden darf, damit die Regeneration der Synapse gelingt. Dabei konnte eine Rückkopplung mit der Kinase PKB/Akt beobachtet werden: "Wird mTORC1 zu stark aktiviert, kommt es zu einer Hemmung dieser Kinase. Das führt dazu, dass die Regeneration der neuromuskulären Endplatte gestört ist. Die Aktivierung durch PKB/Akt sorgt somit dafür, dass der Heilungsprozess adäquat verläuft", erklärt Castets.

Der neu beschriebene Mechanismus von mTORC1 könnte auch eine Erklärung für die Entstehung der altersbedingten Muskelschwäche beim Menschen liefern. Diese wird ebenfalls durch eine sich ändernde neuromuskuläre Endplatte und möglicherweise durch eine Überaktivierung von mTORC1 ausgelöst. "Durch die Studie verstehen wir den Mechanismus bei der Wiederherstellung der neuromuskulären Endplatte nun besser. Vielleicht können wir daraus auch Möglichkeiten ableiten, den altersbedingten Defiziten und Strukturveränderungen auf therapeutischem Wege entgegenzuwirken und damit die Leistungs- und Funktionsfähigkeit der Muskeln im Alter besser aufrechterhalten", hofft Studienleiter Markus Rüegg. (red, 27.7.2019)