Selbstverständnis als Bürger: Helmut Brandstätter.

Foto: APA/Jäger

Wien – Die Neos haben Donnerstagvormittag nun auch offiziell den langjährigen TV- und Printjournalisten Helmut Brandstätter als Kandidaten für ihre Nationalratswahl-Bundesliste präsentiert. Parteichefin Beate Meinl-Reisinger zeigte sich von ihrem Fang begeistert: "Helmut Brandstätter ist für mich der ideale Partner von A bis Z, von Anstand bis Zukunft."

Tatsächlich ist der bisherige "Kurier"-Herausgeber in der Tradition von Irmgard Griss kein Parteimitglied auf pinkem Ticket, sondern Bündnispartner. Er werde den Neos auch nicht beitreten, erklärte Brandstätter bei der Pressekonferenz in Magdas Hotel, einem von der Caritas etablierten Sozialunternehmen, das sich der Ausbildung und Beschäftigung von Flüchtlingen verschreibt.

Sympathiekundgebung für die Caritas

Dass man gerade diesen Ort für die Präsentation gewählt hat, nannte Meinl-Reisinger dann auch ein bewusstes politisches Zeichen, wolle man doch nicht in einem Land leben, wo die Caritas diffamiert werde. Brandstätter schloss sich dem wenig später fast wortgleich an, ebenfalls noch einmal ÖVP und FPÖ mit Kritik wegen deren Angriffen gegen Hilfsorganisationen bedeckend.

Brandstätter hatte sich in einem Buch, das diese Woche präsentiert wurde, besonders an VP-Obmann Sebastian Kurz und dem geschäftsführenden FPÖ-Klubchef Herbert Kickl abgearbeitet. Dass er dieses Werk quasi als Eintrittskarte zu den Neos genutzt habe, wurde vom Quereinsteiger wiederholt zurückgewiesen. Fragen, ob er mit Kurz koalieren könnte, wich er aus. Sein Ziel ist in erster Linie, dass die Neos stärker werden und die FPÖ nicht mehr in der Regierung vertreten ist.

Schwerpunkt Wissenschaft und Forschung

Kümmern will sich Brandstätter im Nationalrat vor allem um Wissenschaft und Forschung. Die Medienagenden wird Meinl-Reisinger selbst behalten, wie sie betonte. Unterstrichen wurde von Brandstätter, dass er die volle Legislaturperiode das Hohe Haus beehren will, sollte dem persönlich nichts entgegenstehen. Jetzt habe er jedenfalls einmal eine Gesundenuntersuchung gemacht "und Werte wie ein junger Bursch".

Das Programm der Neos hat Brandstätter erst in den vergangenen Tagen gelesen. Gefallen hat ihm an der Politik der bisher zweitkleinsten Nationalratsfraktion aber schon bisher einiges. Dazu zählt das bedingungslose Europa-Bekenntnis ebenso wie deren Einsatz gegen das Projekt Sicherungshaft. Mit Wohlwollen betrachtet Brandstätter auch, dass es beiden Neos keinen Klubzwang gibt.

Dass die Neos überhaupt auf einen Quereinsteiger zurückgreifen, begründete Meinl-Reisinger damit, dass sich die Partei immer als Bürgerbewegung verstanden habe. Deshalb unterstütze man es, wenn sich jemand zum Verlassen der Zuseherränge entscheide und politisch engagieren wolle.

Ziemlich unwirsch reagierte Meinl-Reisinger auf eine Frage zu einer Aussage vom Vortag, wonach sie nicht von lauter kinderlosen Karrieristen regiert werden wolle. Die Neos-Chefin fühlt sich bewusst missverstanden, ihr gehe es nur darum, dass die Arbeitswelt nach den Bedürfnissen von Familien gestaltet werde.

FPÖ kritisiert Brandstätter

Neo-Kandidat Brandstätter tue als Politiker genau das, was er als Chefredakteur des "Kuriers" getan habe, nämlich unverblümt gegen die FPÖ ankämpfen. So lautet die Einschätzung von FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky. Insofern sei sein nunmehriger Weg ein ehrlicher, in dem er den Schritt in die Parteipolitik mache und sich nicht mehr hinter einem Blatt verstecke. (red, APA, 25.7.2019)