In manchen Großstädten ist Wohnen in den letzten Jahren für viele Menschen unleistbar geworden. Das bringt findige Unternehmer auf lukrative Ideen. Das Start-up Podshare will die Wohnungsnot in den Städten San Francisco und Los Angeles damit bekämpfen, Stockbetten in Schlafsälen zu vermieten. Diese können flexibel tageweise wie in einem Hostel gebucht werden – oder aber auch für dauerhaftes Wohnen genutzt werden. Monatlich kommt das auf 1.200 Dollar (1.080 Euro). Das ist zwar viel. Damit ist das Stockbett aber immer noch günstiger als eine winzige Wohnung in ähnlicher Lage.

Im Bild: Ein Podshare-Projekt in Hollywood

Foto: PodShare

So wie bei Coworking-Anbietern üblich, können Wohnungssuchende bei Podshare "Members" werden – und dann aus 220 Betten beziehungsweise Pods an sechs Standorten auswählen. In die Miete inkludiert sind Bett, Spind, WLAN – und, so das Versprechen, die Möglichkeit, andere Menschen kennenzulernen. In jedem Pod gibt es außerdem ein Regal und einen eigenen Fernseher. Nahrungsmittel wie Cornflakes sowie Zahnpasta und Toilettenpapier sind immerhin ebenfalls im Preis inkludiert.

Dafür fehlt allerdings ein Detail, das den meisten Menschen beim Wohnen sehr wichtig ist: Privatsphäre. In Medienberichten werden dennoch Bewohner zitiert, die mit ihrer Wohnsituation zufrieden zu sein scheinen. Viele Menschen probieren einen Pod aus, wenn sie in eine neue Stadt kommen und mit einem neuen Job beginnen, heißt es vonseiten des Unternehmens.

Foto: PodShare

Sämtliche Mitarbeiter von Podshare, auch die Unternehmensgründerin Elvina Beck, wohnen selbst in den Pods. Podshare sei ein Resultat der hohen Mieten, betont man beim Unternehmen – und nicht zum dauerhaften Wohnen gedacht, wie man eingesteht. Derzeit sei es für viele aber alternativlos. Viele Menschen seien in den USA obdachlos, weil sie sich die hohen Kautionen und Mieten nicht leisten können.

Die Unternehmensgründerin träumt von einem Wohnangebot, das in die Cloud ausgelagert wird: Wo auch immer man hinzieht, Mitglieder haben immer ein Bett mit dem dazugehörigen Netzwerk. Irgendwann soll es möglich sein, überall auf der Welt um einen monatlichen Fixpreis zu leben, dafür ist Beck noch auf der Suche nach Partnern.

Im Bild: Das Podshare-Projekt in San Francisco

Foto: PodShare

Kritiker – und davon gibt es wenig überraschend viele – meinen hingegen, dass durch hippe Bezeichnungen Armut einfach ein neues Etikett verpasst wird. Podshare verzichtet beispielsweise auf den Begriff Stockbett und spricht stattdessen von "Pods", statt Hostel wird das Konzept "Co-Living" genannt.

Im Bild: Das Podshare-Projekt in San Francisco

Foto: Podshare

Es dürfte angesichts der Wohnungsnot in San Francisco und Los Angeles dennoch aufgehen: Vier von sechs Podshare-Locations sind bei einer Onlineabfrage des STANDARD aktuell ausgebucht.

Damit das Zusammenleben auf so wenig Platz funktioniert, gibt es aber strenge Regeln: Um 22 Uhr gehen die Lichter aus. Außerdem dürfen die Pods nicht verhängt werden, um auch nur ein wenig Privatsphäre zu bekommen. Gäste sind auch nicht erlaubt. "Freunde darf man nicht einladen", wird Podshare-Gründerin Beck auf CNN zitiert. "Sorry, finde hier einfach neue Freunde." (zof, 1.8.2019)

Zum Thema

Wohnen auf 2,4 Quadratmetern sorgt in Barcelona für Aufregung

Wohnen: Spekulationsobjekt oder Menschenrecht?

San Francisco: Mikrowohnungen für Obdachlose

Haus aus der US-Sitcom "Full House" zu haben

Kanye West plant leistbares Wohnen nach "Star Wars"-Manier

Foto: PodShare