Das Lehár-Festival in Bad Ischl setzt Jacques Offenbachs "Pariser Leben" rasant und satirisch in Szene.

Foto Hofer

Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein", tönt es in Ralph Benatzkys Singspiel Im weißen Rößl in robusten Walzerklängen den Gästen und dem Publikum entgegen. Dass man im Salzkammergut gut lustig sein kann, beweist lang schon auch das Lehár Festival in Bad Ischl: Oberösterreichs größtes Sommerfestival hat 2018 fast 24.000 Karten an dem Frohsinn und der Heiterkeit hörige Kundschaft ausgegeben.

Wer annimmt, dass dieser Rekordabsatz nur mit gedankenlosem, geschichtsvergessenem Trallalala möglich war, der irrt: Die vorige Saison eröffnete Thomas Enzinger mit Paul Abrahams Die Blume von Hawaii. Und der Intendant arbeitete in seine Inszenierung auch das Schicksal des Komponisten mit ein, der vor den Nazis ins Ausland flüchten musste.

In seiner zweiten Saison ist es Enzinger erneut ein Anliegen, die Vielfalt der Operette aufzuzeigen – dieser verlachten Gattung, die als bissige Gesellschaftskritik an der Seine geboren wurde und hierorts in zuckersüßen Kitschseen verendete. Anlässlich des 200. Geburtstags von Jacques Offenbach zeigt man dessen Pariser Leben (1866). Markus Kupferblum übersetzte das Libretto neu und setzte die Handlung rasant und mit satirischen Zuspitzungen in Szene.

Ironie und Wahrhaftigkeit

Enzinger selbst inszenierte im Kongress & Theaterhaus mit Benatzkys Im weißen Rößl ein Werk vom anderen Ende des Zeitspektrums der Operette. 1930 in Berlin uraufgeführt und durch die Verfilmung mit Waltraud Haas und Peter Alexander 30 Jahre später zum österreichischen Gemeingut geworden, klingt darin schon die Ära des Schlagers an, die die Unterhaltungsbranche für die nächsten Jahrzehnte prägte.

Enzinger sieht in der Operette ein "Kulturgut, das lebendig sein muss". Operetteninszenierungen beschreibt er als "Gratwanderungen zwischen Ironie und Wahrhaftigkeit", zwischen Nostalgie und Aktualität. Die bissige Kritik, die hinter den heiteren Fassaden vieler Werke steckt, habe speziell in der harmoniesüchtigen Nachkriegszeit nicht interessiert: "Viele Operetten sind in den 50ern flachgebügelt worden." Beim Lehár Festival dürfen satirische Spitzen wieder zutage treten – hoffentlich auch in der halbszenischen Clo-Clo, einer Rarität Lehárs, die im August zweimal gezeigt wird.

Der finanzielle Eigendeckungsgrad von 85 Prozent bedeutet für Enzinger auch als Geschäftsführer viel Verantwortung, werden doch im Sommer um die 120 Personen beschäftigt. Eine schwere Plackerei für die leichte Muse. (Stefan Ender, 26.7.2019)