Sebastian Kurz in Kalifornien.

Foto: NEUE VOLKSPARTEI/JAKOB GLASER

Wien – Exbundeskanzler Sebastian Kurz hat das Verhalten seines Mitarbeiters rund um das Schreddern von fünf Festplatten als "Schlamperei" bezeichnet. Er verstehe die Kritik und wolle nichts schönreden, so Kurz Donnerstagabend im "Talk im Hangar 7" von Servus TV. Grundsätzlich habe es sich aber um einen normalen Vorgang im Zuge eines Regierungswechsels gehandelt.

Die "Art und Weise der Darstellung" könne er nicht nachvollziehen. Er selbst habe erst bei seiner Tour durch den Silicon Valley davon erfahren, so Kurz: "Ich wusste es nicht." Er verstehe vollkommen, dass man sich denkt, "was ist da los". Der Vorwurf, dass die Causa etwas mit dem Ibiza-Video zu tun haben könnte, sei "absurd". Vielmehr habe es sich um ein normales Prozedere im Zuge eines Regierungswechsels gehandelt. "Auch die Übergabe von Kern (Christian, ehemaliger SPÖ-Kanzler, Anm.) verlief so."

Das Schreddern passierte einige Tage vor dem Misstrauensvotum, resümierte Kurz. Damals sei man davon ausgegangen, dass es sehr wahrscheinlich sei, "dass wir aus dem Bundeskanzleramt ausziehen müssen". Dies hätte dann sofort passieren müssen, denn die Mitarbeiter hätten unmittelbar nach dem erfolgten Misstrauensvotum ihre Zuständigkeit verloren. Daher habe sein Team die entsprechenden Vorbereitungen getroffen. Es habe sich jedenfalls um nichts Relevantes gehandelt, das man aufheben hätte müssen. Der Mitarbeiter habe versucht, das "bestmöglich zu koordinieren", argumentierte der ÖVP-Chef.

Dabei habe er "in guter Absicht gehandelt". Damals sei noch nicht fix gewesen, dass die Regierung abgewählt werde. "Der Mitarbeiter wollte nicht, dass in der Zeitung steht, dass wir damit rechnen, abgewählt zu werden." Zudem seien etliche in seinem Team nach dem letzten Wahlkampf "gebrannte Kinder". Damals seien Konzepte und inhaltliche Ideen der ÖVP an die Medien gelangt. "Diesmal ist mein Team übervorsichtig geworden", erklärte Kurz.

Seines Wissens nach habe es sich um fünf Speicherplatten von Druckern der Kabinettsmitarbeiter gehandelt. Von weiteren auf diesem Weg entsorgten wisse er nichts.

Ein Kanzleramtsmitarbeiter hatte im Mai zwischen dem Platzen der ÖVP/FPÖ-Koalition und dem Misstrauensantrag gegen Kurz eine Druckerfestplatte bei der Firma Reisswolf schreddern lassen. Für Kritik sorgte, dass die Vernichtung der Festplatte nicht von der IT-Abteilung des Kanzleramts durchgeführt wurde, sondern unter Angabe eines falschen Namens von einem Mitarbeiter, der mittlerweile zur ÖVP gewechselt ist. (red, APA, 25.7.2019)