Die AktivistInnen warnen vor Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen.

Foto: Stefanie Ruep

Die Pro-Choice-Demo zur Mittagszeit verlief friedlich.

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Der von Euro Pro Life und Human Life International (HLI) organisierte "Gebetszug" findet jedes Jahr in Salzburg statt.

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Die Polizei sagte durch, dass Videoaufnahmen gemacht werden und forderte die Demonstrierenden auf, die 50-Meter-Schutzzone einzuhalten.

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Salzburg – Beim sogenannten 1.000-Kreuze-Marsch von AbtreibungsgegnerInnen in Salzburg sind am Donnerstagnachmittag 35 GegendemonstrantInnen festgenommen worden. Ein Demonstrant wurde bei der Festnahme verletzt und wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt angezeigt. Den anderen Pro-Choice-AktivistInnen drohen Verwaltungsstrafen wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, das eine Schutzzone von 50 Metern bei angemeldeten Kundgebungen vorsieht.

Um 14.30 Uhr trafen sich die AbtreibungsgegnerInnen zu ihrem "Gebetszug", der von Euro Pro Life und Human Life International (HLI) organisiert wird, auf dem Mozartplatz. Rund 70 Marschierende hielten weiße Kreuze in die Höhe. Sie sollen ein Symbol für Kinderkreuze, wie man sie auf Friedhöfen findet, sein. "1.000 Ungeborene jeden Tag", prangte auf dem Transparent, Marienbilder und Embryonen-Plakate inklusive.

Die Pro-Choice-AktivistInnen machten mit Parolen wie "Finger weg von meiner Vulva, Vatikan" auf sich aufmerksam. Die Polizei sagte durch, dass Videoaufnahmen gemacht werden und forderte die Demonstrierenden auf, die 50-Meter-Schutzzone einzuhalten. Kurze Zeit später kesselten die Polizisten rund 30 Leute der nicht angemeldeten Gegendemo ein. Einige Personen wurden abgeführt und ins Polizeianhaltezentrum gebracht.

Laut Polizei Salzburg hätten mehrere Personen versucht, die polizeiliche Absperrung zu durchbrechen. Dabei habe ein 19-Jähriger einen Beamten niedergerannt. Bei seiner Festnahme wurde der junge Mann leicht verletzt. Doch auch mit anderen Demonstrierenden sei nicht gerade zimperlich umgegangen worden, schildern AktivistInnen dem STANDARD. Eine junge Frau sei etwa von vier Polizisten auf dem Boden fixiert und danach weggeschleift worden.

Der Marsch der AbtreibungsgegnerInnen wurde umgeleitet. Nach Ende des 1.000-Kreuze-Marsches wurden die festgenommenen Personen wieder freigelassen. Die zuvor angemeldete Pro-Choice-Demo mit rund 150 TeilnehmerInnen vom Hauptbahnhof bis zum Platzl zu Mittag verlief friedlich. Die AktivistInnen warnen vor einer Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen – im Hinblick auf die Initiative #Fairändern, die die Fristenregelung umkrempeln will. Auch Nationalratsabgeordnete der FPÖ und der ÖVP unterstützen diese Petition.

Das Aufeinandertreffen von AbtreibungsgegnerInnen und BefürworterInnen des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch führte in den vergangenen Jahren immer wieder zu Polizeieinsätzen. Zuletzt waren im Oktober 2017 bei einer Demo gegen die Abtreibungsgegner mehrere Protestierende für zweieinhalb Stunden eingekesselt worden. Es folgten mehrere Strafbescheide, die einige Demonstranten erfolglos vor dem Verwaltungsgericht beeinspruchten, wie DER STANDARD berichtete. (Stefanie Ruep, 26.7.2019)