In Zukunft soll es einfacher werden, schwere von weniger schweren Fällen zu unterscheiden.

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Die Langerhans-Zell-Histiozytose (LCH) ist eine seltenen Krankheit, die vor allem Kleinkinder betrifft. Die Erkrankung wird häufig als Krebs eingestuft, da es zu einem unkontrollierten Zellwachstum in verschiedenen Körperteilen kommt. LCH hat zudem Merkmale einer Autoimmunerkrankung, weil LCH-Läsionen Immunzellen anziehen und charakteristische Entzündungen des Gewebes aufweisen.

Während LCH bei einigen Patienten ohne Behandlung von selbst heilen kann, erfordern andere Fälle eine intensive Chemotherapie, oft mit Langzeitfolgen für die Kinder, die sogar zum Tod führen können.

Die Erkrankung ist oft schwer zu diagnostizieren, denn Fälle mit Hautbeteiligung können bei Säuglingen wie ein Windelausschlag aussehen. Bei Knochenbeteiligung hingegen, kann die Erkrankung auf einem Röntgenbild mit einem Sarkom verwechselt werden. In seiner aggressivsten Form kann LCH als Leukämie-ähnliche Krankheit auftreten und zu Organversagen führen.

Zwei Fragen

Die Gründe für die vielfältigen Erscheinungsformen von LCH sind bisher kaum bekannt. Nun sind Wissenschafter der St. Anna Kinderkrebsforschung (CCRI) und des Forschungszentrums für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (CeMM) einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Ihre Ergebnisse sind im Fachjournal Cancer Discovery zu lesen.

Ziel der Forschungsarbeit der pädiatrischen Onkologin Caroline Hutter, wissenschaftliche Co-Leiterin der Studie und Forschungsgruppenleiterin am CCRI, war die Beantwortung zweier grundlegender Fragen: Welche Mechanismen stehen hinter der Erkrankung und wie kann die Behandlung von betroffenen Kindern verbessert werden?

Die Forscher erhielten durch ihre Untersuchungen wichtige Einblicke in die zelluläre Heterogenität und die molekularen Mechanismen von LCH. LCH-Läsionen wurden auf ihre molekulare Zusammensetzung hin analysiert – mit ausreichend hoher Auflösung, um die molekularen Muster von einzelnen Zellen im Detail zu erkennen. Die Forscher untersuchten dann die molekularen Profile der Läsionen und entwickelten eine umfassende "Karte" der zellulären Heterogenität der Krankheit. Beobachtet wurde dabei eine bemerkenswerte Heterogenität zwischen LCH-Zellen.

Molekulare Signalwege

Das Forschungsteam identifizierte mehrere Subtypen. Unter diesen befand sich eine Gruppe von sich aktiv teilenden Zellen, die vermeintlich die Vorläufer anderer LCH-Zellen sind. In weiteren Experimenten entschlüsselten die Wissenschafter die molekularen Signalwege, die in verschiedenen Zweigen dieser unerwarteten Entwicklungshierarchie aktiv sind. Dies hebe ein Zusammenspiel von entwicklungsbezogenen, immunologischen und onkogenen Mechanismen in LCH hervor, hieß es vom CCRI.

Die Studie sei ein bedeutender Fortschritt für das Verständnis dieser rätselhaften Krankheit. Die Erkenntnisse könnten in Zukunft dazu beitragen, schwerwiegende von weniger schweren Krankheitsfällen besser zu unterscheiden, und auch neue Behandlungsmöglichkeiten eröffnen. (APA, 29.7.2019)