Im Mai bejubelte die Mannschaft von Wattens den Titel in der Zweiten Liga. Diana Langes stand im Zentrum der Feierlichkeiten

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Diana Langes: "Ich will Wacker weder verdrängen noch ablösen, ich möchte einfach nur besser sein."

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Nach 48 Jahren zählt Wattens wieder zur Elite des österreichischen Fußballs, ist erstklassig. Die Heimspiele müssen allerdings in Innsbruck bestritten werden. Am Samstag macht die Austria den Antrittsbesuch. Präsidentin Diana Langes aus dem Swarovski-Clan möchte Nachhaltiges schaffen.

STANDARD: Wie ist Ihr emotionaler Zustand unmittelbar vor dem Saisonauftakt gegen die Wiener Austria?

Langes: Ich bin natürlich sehr aufgeregt, es ist eine neue Herausforderung. Aber schon in der Regionalliga hatte ich ähnliche Gefühle. Es ist jetzt wieder Neuland, ein spezielles Neuland.

STANDARD: Sie haben den Klub von WSG Swarovski Wattens in WSG Swarovski Tirol umbenannt. Warum? Um Größe vorzutäuschen?

Langes: Nein. Ich möchte einfach unser Land stolz machen, im Namen von allen Tiroler Dörfern Fußball spielen. Ich will für die Kleinen da sein, unser Slogan lautet: Wir siegen gemeinsam.

STANDARD: War der Aufstieg ein Wunder?

Langes: Er war kein Wunder, wir haben darauf hingearbeitet. Vor fünf Jahren habe ich schon gesagt, dass wird dorthin möchten. Dass es so schnell klappt, damit habe ich allerdings nicht gerechnet. Jeder hat verstanden, dass man von Anfang an hart arbeiten muss. Wir haben das Ziel erreicht, jetzt müssen wir es etwas langsamer angehen, jeden Schritt genau überlegen. Wir haben ein Budget von sieben Millionen Euro.

STANDARD: Wie ist das Verhältnis zu Wacker Innsbruck, dem Klassiker in Tirol, der abgestiegen ist und massive finanzielle Problem hat. Wollen Sie Wacker ablösen, verdrängen?

Langes: Ich will Wacker weder verdrängen noch ablösen, ich möchte einfach nur besser sein. Das ist im Sport ganz wichtig. Mein Ziel war immer, der oder die Beste zu sein.

STANDARD: Woher kommt Ihre Liebe zum Fußball, wurde sie quasi vererbt?

Langes: Solange ich denken kann, hat Fußball in meinem Leben eine große Rolle gespielt. Durch meinen Vater Gernot Langes. Wir waren als Kinder ständig auf dem Fußballplatz. Wenn du diese Emotionen miterlebst, kommst du einfach nicht aus. Das gemeinsame Jubeln, Weinen, das Einander-um-den-Hals-Fallen, das prägt. Es ist kein Spiel, es ist eine Leidenschaft.

STANDARD: Haben Sie einen Leitsatz, ein Motto?

Langes: Der Zusammenhalt, das Miteinander, das Gemeinsame sind entscheidend.

STANDARD: Die Familie Swarovski engagiert sich seit Jahrzehnten im Fußball, auch Wacker Innsbruck oder der FC Tirol wurden unterstützt. Es gab natürlich erfolgreiche Phasen, aber auch Pleiten. Eine Nachhaltigkeit wurde nicht geschaffen. Warum?

Langes: Die Frage kann ich nicht wirklich beantworten, da gab es so viele Faktoren, die mitgespielt haben. Ich möchte in jedem Fall etwas Nachhaltiges schaffen.

STANDARD: Auffallend ist, dass von den zwölf Bundesligavereinen gleich zwei Präsidentinnen haben. Brigitte Annerl in Hartberg und Sie. Zufall oder ein Trend?

Langes: Es ist Zufall, wir beide haben ein großes Herz für Fußball. Es ist egal, ob Mann oder Frau: Entweder man kann es, oder man kann es nicht.

STANDARD: Frau Annerl und Sie zeigen Emotionen, leben und leiden im Stadion mit. Andererseits stehen Sie auch für Kontinuität, reagieren beim ersten Gegenwind nicht gleich panisch, wie einige Ihrer männlichen Kollegen. Sind Frauen geduldiger?

Langes: Das weiß ich nicht, ich tue mir mit Klischees schwer. Thomas Silberberger ist seit sieben Jahren unser Trainer. Werden Vorgaben erfüllt, kann man schlecht jemanden rausschmeißen. Wir haben über Jahre Vertrauen aufgebaut, das spielt eine Rolle. Da sind wir wieder beim Miteinander.

STANDARD: Fußball ist nicht so planbar wie andere Wirtschaftsunternehmen. Es gibt den berühmten Stangenschuss in der letzten Minute oder die falsche Schiedsrichterentscheidung, die über Auf- oder Abstieg entscheidet. Macht das nur bedingt Steuerbare für Sie den Reiz aus?

Langes: Ja, es ist schwieriger, weil Emotionen da sind, Kräfte von außen eingreifen. Aber ungefähr planen kann man im Fußball durchaus.

STANDARD: Wenn international Ablösen von bis zu 200 Millionen Euro bezahlt werden, besteht da die Gefahr, dass der Fußball irgendwann kollabiert?

Langes: Ich denke, es wird noch mehr steigen. Keine Sorge, in Österreich wird alles im Rahmen bleiben. Es ist der Markt. Ob die Entwicklung gefährlich oder krank ist, möchte ich nicht beurteilen.

STANDARD: Steht Wattens für den Urfußball, auch wenn es nun oben mitspielt?

Langes: Ja, ich bin eine Romantikerin. Ich hoffe, der Flair bleibt, auch wenn wir im großen Stadion in Innsbruck spielen. Das familiäre, gemütliche, schnuckelige Vereinsleben müssen wir uns bewahren. Das ziehen wir durch.

STANDARD: Welchen Zuschauerschnitt erwarten Sie?

Langes: Keine Ahnung, es können 500 oder 5.000 sein. Vielleicht werden es 3.000. Wir sanieren unser Stadion, wollen eines Tages wieder in Wattens daheim sein.

STANDARD: Das Saisonziel?

Langes: Es kann nur der Klassenerhalt sein. (Christian Hackl, 27.7.2019)

WSG Tirol – FK Austria Wien (Innsbruck, Tivoli-Stadion, Samstag 17.00 Uhr, SR Jäger). Noch kein Bundesliga-Duell.

WSG: Oswald – Hager, Cabrera, Gugganig – Gölles, Grgic, Svoboda, Adjei – Rieder, Pranter – Dedic

Ersatz: P. Grünwald – Neurauter, Buchacher, Santin, Nitzlnader, Mader, Walch, Jurdik, Yeboah

Es fehlen: Jauregui, Kovacec (beide rekonvaleszent)

Austria: Lucic – Klein, Zwierschitz, Madl, Cavlan – Serbest, Jeggo, A. Grünwald, Prokop – Edomwonyi, Monschein

Ersatz: Pentz – Jarjue, Martschinko, Ebner, Demaku, Pichler, Fitz, Sarkaria, Yateke

Es fehlen: Sax (gesperrt), Turgeman (Entzündung im Adduktorenansatz), Schoissengeyr (nach Sprunggelenks-OP), Borkovic (Muskelfaserriss im Oberschenkel)

Fraglich: Martschinko (Oberschenkel-Probleme)