Sun Yang kann die Abneigung der Kollegenschaft gegen seine Person nicht verstehen. Und der Weltverband springt dem chinesischen Skandalschwimmer zur Seite.

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Nach aufsehenerregenden Protesten von Mack Horton und Duncan Scott gegen den Dopingsünder Sun Yang hat der Weltverband Fina ganz im Sinne der chinesischen Delegation den Kotau vollzogen und Regeln verschärft. Sollten Schwimmer künftig bei Siegerehrungen den Gang aufs Podest oder das gemeinsame Foto der Medaillengewinner verweigern, drohen ihnen härtere Strafen – bis hin zu Sperren und dem Entzug der erschwommenen Dekorationen.

Aktive Teilnahme gefordert

"Wir wollen uns um Sport kümmern, nicht um Politik", bemühte Fina-Generaldirektor Cornel Marculescu eine beliebte Sportfunktionärsphrase. Eine neue Klausel in den Richtlinien für Fina-Wettbewerbe verlangt von Medaillengewinnern, "aktiv am gesamten Ablauf des Wettbewerbs inklusive der Siegerehrung teilzunehmen.

Sie sollen strikt jedes anstößige und unangemessene Verhalten gegenüber den Offiziellen, den Konkurrenten, den Mannschaftskollegen und/oder den Zuschauern während des gesamten Ablaufs des Wettbewerbs vermeiden", heißt es. "Politische, religiöse oder diskriminierende Äußerungen oder Verhaltensweisen" seien "strengstens verboten".

Handschlag und Foto verweigert

Der Australier Horton und der Brite Scott hatten nach den Endläufen über 400 und 200 m Freistil Sieger Sun Yang den Handschlag und das gemeinsame Foto der Medaillengewinner verweigert. Olympiasieger Horton blieb demonstrativ hinter dem Podest stehen, der drittplatzierte Scott brüllte den Chinesen an. Alle drei erhielten Verwarnungen.

Dass der Weltverband mit dieser Aktion die Wogen glätten kann, ist zu bezweifeln. Schon die Verwarnungen gegen Horton und Scott waren bei den meisten Schwimmern auf wenig Verständnis gestoßen. "Wir haben Redefreiheit. Und wenn du nicht aufs Podest willst, dann gehst du nicht aufs Podest. Wenn du kein Foto machen willst, dann gehst du nicht mit aufs Foto", sagte Großbritanniens Schwimmstar Adam Peaty. "Jetzt wirst du gezwungen, es zu tun."

Alles nur Zufall

Wie angespannt das Verhältnis zwischen einigen Athleten und dem Weltverband ist, zeigt die Reaktion von Olympiasiegerin Lilly King auf ihre Disqualifikation im Vorlauf über 200 m Brust. Die Amerikanerin hält die Entscheidung, wonach sie bei der ersten Wende nicht wie vorgeschrieben mit beiden Händen gleichzeitig angeschlagen haben soll, zwar für richtig. Doch sie glaubt auch, dass ihre Kritik am Weltverband und Sun Yangs WM-Start eine Rolle gespielt haben könnte. "Aber ich werde weiter dafür einstehen, woran ich glaube.

Sun Yang, schon 2014 des Dopings überführt, aber nur für drei Monate gesperrt, droht nach der WM eine nachträgliche Sperre seitens des Internationalen Sportgerichtshofs CAS. Einer seiner Gefolgsleute soll im Vorjahr eine Dopingprobe mit dem Hammer zerstört haben. Die Fina hatte den Athleten freigesprochen, weil die Legitimation der Kontrolleure nicht wie gefordert in dreifacher Ausfertigung vorlag. (sid, lü, 27.7.2019)