New York – Nach monatelangen Protesten von Künstlern ist ein Aufsichtsratsmitglied des New Yorker Whitney Museums zurückgetreten. "Ich bin diesem Rat beigetreten, um dem Museum mit zum Erfolg zu verhelfen", sagte Unternehmer Warren Kanders, wie die "New York Times" am Freitag berichtete. "Ich möchte keine Rolle – so unbeabsichtigt sie auch wäre – bei seinem Untergang spielen."

Zahlreiche Künstler hatten seit Monaten gegen die Einbindung von Kanders ins Whitney Museum protestiert, weil dessen Firma Versorgungsgüter für Militär und Polizei herstellt, unter anderem auch Tränengas. Acht Künstler hatten deswegen zuletzt ihre Werke aus der renommierten Whitney Biennale zurückgezogen, die das auf Kunst aus den USA spezialisierte Museum im Süden Manhattans derzeit zeigt.

Das Museum zeigte sich betroffen von der Auseinandersetzung. "Das Whitney Museum ist eines der progressivsten, vielfältigsten, engagiertesten und aufgeschlossensten Programme von allen großen Institutionen in diesem Land", sagte Direktor Adam Weinberg. "Jeder Museumsdirektor schaut uns jetzt an und sagt: 'Wow, wenn das Whitney zum Ziel wird, was passiert dann mit uns?'"

Viele Erfolge von Künstlerprotesten

Der Louvre in Paris hat seinerseits Mitte Juli Tafeln mit dem Namen der umstrittenen Pharmaunternehmer-Familie Sackler entfernt. Damit reagierte das Museum auf Proteste von Künstlern, die den Louvre aufgefordert hatten, sich von dem amerikanischen Konzern zu distanzieren, dessen Schmerzmittel Oxycontin als eine Hauptursache der Opioid-Krise in den USA gilt. Dort wo das Abmontieren nicht möglich gewesen sei, habe man den Namen Sackler überklebt.

Nach einer Spende von mehreren Millionen Franc vor etwas über 20 Jahren wurden mehrere Säle, die dem Antiken Orient gewidmet sind, nach der Milliardärsfamilie benannt. Gegen diese namentliche Würdigung protestierte Anfang Juli das "Sackler Pain"-Kollektiv vor der Louvre-Pyramide mit Spruchbändern, auf denen zu lesen war "Shame on Sackler", unter ihnen auch die amerikanische Star-Fotografin Nan Goldin.

Gegen den Sackler-Pharmakonzern laufen in den USA derzeit mehrere Klagen. Er wird für die Opioid-Krise in Amerika verantwortlich gemacht. Das Schmerzmittel Oxycontin, das stark abhängig macht, soll seit Mitte der 1990er-Jahre den Tod von mehr als 200.000 Menschen verursacht haben. Auch die 65-jährige Goldin macht den Konzern für ihre einstige Drogensucht verantwortlich.

Der Louvre ist nicht das erste Museum, das auf die Proteste gegen den Schmerzmittelhersteller reagiert. In den vergangenen Monaten sollen das Metropolitan Museum und das Guggenheim in New York Spenden der Sackler-Familie abgelehnt haben ebenso wie die National Portrait Gallery und die Tate Gallery in London. (APA, 28.7.2019)