Bei Herzinfarkt: Wenn ein Defibrillator in der Nähe ist, kann das Leben retten.

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Bei Hitze häufen und verschlimmern sich bei Menschen mit Diabetes Begleit- und Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck und Herzkreislauferkrankungen. "Eine Studie aus Hongkong bestätigt diese Beobachtung und zeigt, dass insbesondere bei hohen Temperaturen das Herzinfarktrisiko bei Diabetespatientinnen und -patienten größer ist als bei Menschen ohne Diabetes", erläutert Baptist Gallwitz von der Deutschen Diabetesgesellschaft (DDG). "Akute Myokardinfarkte sind die häufigste Todesursache bei Diabetespatienten. Daher ist diese Studie alarmierend und höchst relevant."

Durchblutung des Herzens

In der Studie zeigen die Autoren den Zusammenhang zwischen Außentemperatur und Krankenhausaufnahme wegen Myokardinfarkt für Hongkong über einen fast zehnjährigen Zeitraum auf. Forscher fanden heraus, dass während bei über 29 Grad für Diabetespatienten die Gefahr einen Herzinfarkt zu erleiden, ansteigt, sich für Menschen ohne Diabetes das Risiko auf dem gleichen Niveau hält. "Diese Beobachtung bestätigt die Erfahrungen aus der Praxis", erklärt Thomas Haak, Chefarzt vom Diabetes Zentrum Mergentheim.

Denn bei Diabetespatienten sei das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen an sich bereits zwei- bis vierfach erhöht, bei Frauen sogar bis zu sechsfach. Grund sei die schlechtere Durchblutung des Herzens, verursacht durch den Diabetes. "Weiten sich bei Hitze die Blutgefäße aus und verringert sich der Blutdruck – auch durch den Flüssigkeitsverlust –, so steigt das Risiko für einen Kreislaufkollaps erheblich." Anzeichen für einen Hitzekollaps sind Kopfweh, Schwindel oder sogar Ohnmacht. Hohes Fieber und heiße, trockene Haut zeugen von einem Hitzeschlag und dem vollständigen Zusammenbruch der Thermoregulation.

Blutdruck senken

Viele Patienten mit Diabetes Typ 2 nehmen aufgrund eines erhöhten Blutdrucks blutdrucksenkende Medikamente oder Entwässerungstabletten. "Hier sollte der behandelnde Arzt die Dosis unbedingt an den vorübergehend veränderten Bedarf anpassen", so Haak. Er rät dazu, die jeweilige Dosierung zu verringern, da sonst der Blutdruck weiter gefährlich absinken und der Flüssigkeitsverlust dramatisch ansteigen kann. Beides erhöhe die Gefahr für einen Herzkreislauf-Notfall.

Außerdem sei die Insulingabe genau zu überwachen. Durch den geringeren Appetit bei Hitze reduziert sich in der Regel die Kohlenhydrataufnahme und die Unterzuckerungsgefahr steigt an. Menschen mit Typ-2-Diabetes sollten daher ihre Zuckerwerte regelmäßig überprüfen und die Tablettendosis gegebenenfalls reduzieren. "Es ist empfehlenswert in der heißen Zeit mindestens zweimal täglich den Blutdruck und mindestens dreimal täglich den Glukosewert zu überprüfen", rät Haak.

Hitze meiden

Um die Risiken für Kreislaufprobleme zu verringern, sollten nicht nur Menschen mit Diabetes die Hitze weitestgehend meiden und für einen ausreichenden Flüssigkeitsausgleich sorgen. "Es ist wichtig bei diesen extremen Temperaturen ganz bewusst regelmäßig zu trinken und dabei auf hochwertiges Mineralwasser zurückzugreifen", rät Monika Kellerer von der DDG. "Denn durch das Schwitzen verliert der Körper neben Wasser auch wichtige Mineralstoffe wie Kalzium, Magnesium, Natrium und Kalium. "Generell sollte auf zuckerhaltige, kalorienreiche Getränke verzichtet werden, da diese den Durst nicht löschen und zudem ungesund sind", führt Kellerer aus. (red, 29.7.2019)