Christian Seiler
Alles Gute

Die Welt als Speisekarte
Echtzeit Verlag, 816 Seiten, 43 Euro

Echtzeit Verlag

Hungrig sollte man nicht sein, wenn man dieses Buch zur Hand nimmt. Denn in Christian Seilers "Alles Gute. Die Welt als Speisekarte" wird Essen so hingebungsvoll beschrieben, dass man am liebsten alles sofort kosten würde. Doch in Seilers Buch geht es nicht nur um Essen: Es geht auch um das Drumherum, um das Wissen, die perfekte Rezeptur, die Überraschung beim Kosten und um die Menschen, die dafür verantwortlich sind.

"Für mich ist das Nichtvergessen die wahre Währung kulinarischer Erlebnisse: nur die Augen schließen und das Bild, den Duft, die Temperatur, die Textur einer Speise heraufbeschwören, ihren Zauber, den freundlichen Schock, den sie ausgelöst hat, das Erstaunen, den Schauer, die Zustimmung, das Glück, vielleicht sogar die Hintergrundmusik, in der dieser eine Bissen gerade unvergesslich wurde", schreibt Seiler im Vorwort.

Illustration: Echtzeit Verlag/Markus Roost und Roland Hausheer

Genau davon berichtet der Journalist und Kolumnist in seinen 54 Reisegeschichten – von A wie Adelaide über G wie Grinzing bis Z wie Zürich. Wir erfahren beispielsweise, wie der australische Koch Jack Zonfrillo die Esskultur der Aborigines bewahrt und warum auf den Azoren Kochtöpfe in der Erde versenkt werden. Außerdem weiht uns Seiler in das Geheimnis des "Gnocco fritto" in der Emilia-Romagna ein – dazu gibt es auch das Rezept.

Zwischen seinen Reiseberichten werden auf Doppelseiten Themen wie "Zwiebelschneiden als Lebensschule", "Warum es sich lohnt, teuer essen zu gehen" oder "Das perfekte Reiskorn" behandelt. Als Extrazuckerl gibt es hintergründige Illustrationen von Markus Roost und Roland Hausheer – und zum Abschluss Tipps mit Adressen (von Wohnen bis Essen) in den verschiedenen Städten.

Ein Lesevergnügen, das schwer wiegt. Wer auf seiner Urlaubsreise nicht aufs Gewicht achten muss, der sollte für die 820 Seiten einen Platz im Koffer freihalten. (Petra Eder, 3.8.2019)

Illustration: Echtzeit Verlag/Markus Roost und Roland Hausheer