Kristin Hayten alias Lingua Ignota.

Foto: Profound Lore Records

1. Lingua Ignota – Caligula

Die US-Sängerin und Musikerin Kristin Hayter arbeitet sich als Lingua Ignota auf dem Album Caligula (Profound Lore Records) zwar nicht unbedingt an einer titelgebenden unbekannten Sprache ab. Eingedenk ihres großen Vorbilds Diamanda Galés inszeniert sich Hayten in bester Tradition zwischen sinistrem Ambient-Drone, Noise-Musik nach Vorschrift, schönen Balladen, ein wenig Sakralatmosphäre und guter alter Urschreitherapie. Anhand der Vita des römischen Kaisers Caligula geht es in dieser Tour de Force um untergehende Systeme, Gewalt, Korruption, Dekadenz – und das Konzept Rache.

Profound Lore Records

2. Keiji Haino + Sumac

Der japanische Gitarrist, Sänger, Schamane, Schaumschläger Keiji Haino steht speziell in Musikerkreisen bei vielen Kollegen unter Genieverdacht. Andere halten ihn für einen arg überschätzten Poser. Die US-amerikanisch-kanadische Band Sumac um Aaron Turner zählt definitiv zu den Bewunderern. Das gemeinsam improvisierte Album (Trost Records) mit vier bis zu 30-minütigen Stücken hängt im Niemandsland zwischen postfaktischem Metal, Noise-Rock und ein wenig Düdeldü an den Gitarren. Geduld ist eine gewisse Grundvoraussetzung beim Hören dieser definitiv live interessanteren Musik.

Sumac & Keiji Haino - Topic

3. Zeitkratzer Performs "Kraftwerk 2" and "Kraftwerk"

Bereits zum zweiten Mal nimmt sich das verdiente Ensemble für zeitgenössische Musik der Musik von Ralf Hütter und seinen Roboterfreunden aus Düsseldorf an. Die Stücke stammen allerdings von den (zumindest Hütters) ersten beiden Alben der Band. Auf Zeitkratzer performs "Kraftwerk 2" and "Kraftwerk" (Karlrecords) hören wir die Stücke Harmonika, Stratovarius, Wellenlänge und Vom Himmel Hoch. Allerdings treiben Zeitkratzer dabei den Gründerelektronikern die Romantik fast vollständig aus und kratzen unter der glatten Oberfläche alte Avantgardetraditionen frei.

Zeitkratzer - Topic

(Christian Schachinger, 2.8.2019)