Galerist Rafael Jablonka und Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder wurden

Foto: Albertina, Wien

Unter den 400 Werken befindet sich auch Sherrie Levines Urinal-Readymade "Fountain (Buddha)" (1996).

Foto: Albertina, Wien, Sammlung Jablonka

Im April hat Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder in Deutschland eine Ausstellung mit Werken des amerikanischen Land-Art-Pioniers Michael Heizer eröffnet. Schauplatz dieses Außeneinsatzes: Die Böhm Chapel in Hürth bei Köln, ein zum Ausstellungsort umgewidmeter Kirchenbau des deutschen Pritzker-Preisträgers Gottfried Böhm.

Die Böhm Chapel ist das erklärte "Herzensprojekt" des deutschen Galeristen und Sammlers Rafael Jablonka, der in den 1990er in seiner Kölner Galerie die ersten Präsentationen von Künstlern wie Mike Kelley oder Damien Hirst in Deutschland organisiert hat.

400 Werke und Deutschland-Standort

Jetzt übergibt Jablonka rund 400 Werke seiner Sammlung mit Schwerpunkt auf amerikanische und deutsche Kunst der 1980er Jahre an die Albertina: Es ist der jüngste Coup des für seine Expansionslust bekannten Schröder – und er könnte auf lange Sicht auch eine räumliche Erweiterung bedeuten. Denn Jablonka hat vor, auch die Böhm Chapel in die an der Albertina verankerte Stiftung einzubringen, wie er dem STANDARD erzählte. Sprich: Aus der Kapelle könnte eine Albertina-Dependance in Deutschland werden.

Wann und ob das der Fall sein wird, liege im Ermessen des Stifters, so Schröder auf STANDARD-Nachfrage. Am Montag gab der Albertina-Chef die "Akquisition der Sammlung Jablonka" bekannt. Die Rede ist von rund 400 Werken, davon stammen allein 250 vom japanischen Fotokünstler Nobuyoshi Araki.

Kein weiterer Finanzbedarf

Mit Arbeiten von Mike Kelley, Damien Hirst, Andreas Slominski, Sherrie Levine, Philip Taaffe, Eric Fischl und Francesco Clemente würde die Sammlung einen weiteren Grundstock für die 2020 eröffnende Zweitfiliale "Albertina Modern" im Künstlerhaus bilden, sagt Schröder. Die Frage, ob da wie im Fall Essl zusätzlicher Finanzbedarf entstehen wird, verneint der Albertina-Chef.

Als Galerist hat sich der in Polen gebürtige Jablonka zur Ruhe gesetzt und ist in Seefeld in Tirol sesshaft geworden. Unweit der Tourismusgemeinde ließ er Thomas Schüttes Ferienhaus für Terroristen errichten. Die Albertina sei als "Museum von Weltrang" der geeignete Ort, um seine Sammlung zu betreuen, begründet Jablonka seine Entscheidung.

Dem Nationalmuseum Krakau hat er zuletzt eine Dauerleihgabe wieder entzogen, weil das Museum den Aufbau einer Sammlung westlicher Kunst nicht weiterverfolgte. Seine Sammlung hätte Jablonka auch gern in Innsbruck gesehen. Allein: Hier fehlt ein entsprechendes Museum. Man habe ihn, so Jablonka, in Gesprächen mit der Politik wie einen "Bittsteller" behandelt. (Ivona Jelčić, 29.7.2019)