Richard Schmitt, der in den vergangenen Jahren als Onlinechefredakteur krone.at groß gemacht hat, verlässt nach STANDARD-Infos die "Krone". Schmitt soll zwei Jobangebote haben. Mit 1. Juli musste Schmitt die Chefredaktion von krone.at abgeben, das Onlineportal wurde Zeitungschefredakteur Klaus Herrmann unterstellt.

Update 1. August 2019: Richard Schmitt wechselt zu Oe24.at und wird dort Chefredakteur TV und Online

Schmitt verabschiedete sich Mittwochfrüh kurz nach diesem STANDARD-Bericht auf Twitter von der "Krone" ...
... und stellte noch etwas klar.

Schmitt machte krone.at auch im Zusammenspiel mit der FPÖ – insbesondere auf Facebook – groß. Im heimlich aufgenommenen Ibiza-Video erwähnt der damalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Schmitt als positive Ausnahme unter Journalisten, die gemeinhin "Huren" seien. Strache spricht in dem Video mit einer vermeintlichen Oligarchin darüber, wie die "Krone" zu übernehmen und "zack, zack, zack" auf FPÖ-Linie zu bringen wäre. Drei, vier Journalisten wären hinauszuwerfen, drei, vier Vertrauensleute in Stellung zu bringen. Dann bekäme die FPÖ bei der damals anstehenden Nationalratswahl 2017 "nicht 27, sondern 34 Prozent".

Unabhängigkeit

"Krone"-Kenner sprachen schon von einer Zwei-Marken-Strategie von Zeitung und Onlineportal – das Blatt vor allem Fan von Sebastian Kurz (ÖVP), das Portal insbesondere auch thematisch sehr nah an der FPÖ. Die Boulevardzeitung "Krone" stand der FPÖ über Jahrzehnte schon thematisch nahe. Das Ibiza-Video ließ das erst einmal ins Gegenteil umschlagen. Schon seit dem (mittelbaren) Einstieg des Investors René Benko (den Strache im Video erwähnt und kurz davor 2017 auf seiner Jacht besucht haben will) bei der "Krone" betont die Zeitung ihre redaktionelle Unabhängigkeit. Das Video forcierte die Betonung noch – auch im "Krone"-Logo wird "unabhängig" deutlich größer geschrieben.

Schon vor dem Ibiza-Video kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Herrmann und Schmitt, der immer wieder auch in der Zeitung schrieb. Im Frühjahr soll eine Story Schmitts ohne Rücksprache aus der Zeitung entfernt worden sein.

Schmitt noch als Krone.at-Chef bei den Österreichischen Medientagen 2018.
Foto: APA/HANS PUNZ

Mit dem Video eskalierte die Auseinandersetzung; Schmitt wurde mit 1. Juli Projektleiter für ein Streamingprojekt der "Krone" und dessen Vertrieb. Nun soll Schmitt zwei andere Jobangebote haben, über die sich zunächst nichts Näheres herausfinden ließ.

"Einer der besten Journalisten"

Erst vorigen Donnerstag schloss sich "Krone"-Chefredakteur Herrmann bei einer Podiumsdiskussion vor Journalisten im Wiener Presseclub Concordia dem Befund Straches aus dem Ibiza-Video an, Schmitt sei "einer der besten Journalisten im Land" (Herrmanns Zusammenfassung).

Schmitt, er wird im August 51, hat die "Krone" in seiner DNA. Sein Vater, der ebenfalls Richard hieß, war stellvertretender Chefredakteur der Oberösterreich-"Krone". Der Junior arbeitete mit, seit er 18 war.

"Krone" in der DNA, lange "Heute"-Chef

Die "Krone" verborgte Schmitt (mit Rückkehrrecht) zunächst 2001 an die konzerneigene Gratiszeitung "U-Express", ein Herzensprojekt von "Krone"-Herausgeber Hans Dichand, zunächst war er stellvertretender Chefredakteur, bald Chefredakteur. Als Dichands Mediaprint-Partner Raiffeisen und Funke-Gruppe den "U-Express" 2004 einstellten, gründete der bisherige Pressesprecher des Wiener Wohnbaustadtrats Werner Faymann (SPÖ), Wolfgang Jansky, binnen weniger Wochen das Nachfolgeblatt "Heute". Chefredakteur: Richard Schmitt.

Herausgeberin wurde bald Eva Dichand (wie sich später herausstellte, über eine Stiftung auch Mitgesellschafterin). Die beiden durchaus impulsiven Charaktere lebten sich auseinander, Schmitt verließ die Gratiszeitung 2011. Schon mit der Aussicht, bald als Berater des Herausgebers zur "Krone" zurückzukehren – dieser Herausgeber war nach Hans Dichands Tod 2010 nun schon dessen Sohn Christoph Dichand, der Mann von Eva. 2013 übernahm Schmitt die Chefredaktion von krone.at im Tochterunternehmen Krone Multimedia.

Exklusives – und Grobes

Schmitt schrieb regelmäßig auch in der "Krone". Er lieferte Scoops, war aber auch eine Art Mann fürs Grobe, etwa mit einer sehr persönlich geführten Kampagne gegen die Wiener Finanzstadträtin Renate Brauner – wohl durchaus im Sinne des späteren Bürgermeisters und Wohnbaustadtrats Michael Ludwig (beide SPÖ). (fid, 31.7.2019)