Das erste Multilinsen-Experiment mit dem Nokia 9 verlief nur mäßig erfolgreich.

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Nach einer kurzen Pause haben die Smartphone-Hersteller vor zwei Jahren das Megapixel-Rennen rund um die Kameras ihrer Geräte wieder zu eröffnen. Kaum ein Flaggschiff findet sich am Markt, das nicht über einen 48-Megapixel-Chip im Setup verfügt. Und schon mit der nächsten Generation könnte eine Steigerung auf 64 Megapixel bevorstehen. Die Veröffentlichung eines Smartphones der Xiaomi-Tochter Redmi mit einem entsprechenden Samsung-Kamerasensor soll bald bevorstehen.

Eine Entwicklung die Michael Kaschke skeptisch sieht, wie der Indian Express berichtet. Er ist CEO von Carl Zeiss, einem deutschen Konzern, der eine der etablierten Größen im Optik-Geschäft ist. "40 Megapixel sind mehr als genug", sagt er.

Grenzen erreicht

Bei Auflösungen dieser Größenordnung sieht er die Technik des sogenannten "Pixel Binning" als ziemlich ausgereizt an. Beim Pixel Binning werden vier Pixel in einen zusammengefasst. Somit erhält man ein Aufnahmeergebnis das der Qualität entspricht, als wären Pixel mit der vierfachen Fläche im Einsatz. Allerdings führt dies auch dazu, dass die Ergebnisse letztlich in einem Viertel der eigentlichen Sensorauflösung erstellt werden. Ein 64-MP-Sensor liefert mit diesem Verfahren also Fotos mit 16 Megapixel.

Allerdings ist in einem Smartphone und auch in Vollformat-Kameras nur beschränkter Platzt für die Fotosensoren. Eine Erhöhung der Auflösung führt also zu kleineren Pixeln. Und je kleiner die Pixel sind, desto stärker kann es zu Auswirkungen auf die Qualität kommen – insbesondere im Hinblick auf Bildrauschen. Smartphones begegnen den Limitierungen ihrer Sensorgröße mittlerweile mit umfangreichen Softwaretricks. Kaschke hält allerdings wenig überraschend fest, dass auch in Zukunft eine gute Spiegelreflex-Kamera stets bessere Ergebnisse liefern wird, als ein Handy.

Zeiss-Ansatz: Mehr Linsen

Obwohl für ihn die Limitierungen auf der Hand liegen, rechnet er damit, dass Hersteller auch weiterhin höhere Auflösungen als Unterscheidungsmerkmal für ihre Telefone vermarkten werden. Raum zur Innovation auf Hardwareseite sieht er dennoch. Er baut auf den Zugang, zahlreiche Objektive mit niedrigerer Auflösung zu verbauen und damit die Bildqualität zu steigern und in Verbindung mit weiterentwickelter Software neue Features zu ermöglichen.

Dass er diesen Ansatz betont ist natürlich kein Zufall. Denn Zeiss arbeitet unter anderem mit Nokia im Bereich der Kameratechnologie zusammen. Entstanden ist dabei das Nokia 9 "Pureview", das gleich fünf Fotosensoren auf der Rückseite mitbringt. Diese arbeiten jeweils mit 12 Megapixel und Weitwinkel, wobei drei ausschließlich Grautöne und die anderen beiden Farben erfassen.

Dieses erste Experiment ist laut diversen Tests allerdings nur ein Teilerfolg. Gelobt wird die das System dafür, auch bei starken Kontrasten gut belichtete Bilder zu liefern. In vielen anderen Aspekten sind die Ergebnisse gut bis solide, allerdings klar hinter den hohen Erwartungen, die man auch mit der eigenen Marketingstrategie geschürt hatte. (red, 8.8.2019)