Er wollte gemeinsam mit seiner Frau Kateryna bei ihrer gemeinsamen Tochter sein und ist deshalb auf Bildungskarenz gegangen: der Kärntner Stefan Dobernig.

Foto: Ferdinand Neumüller

"Wir sind derzeit beide bei unserer Tochter zu Hause. Meine Frau Kateryna hat zuletzt ihre Facharztausbildung zur Gynäkologin gemacht. Ich habe bis vor kurzem im Möbelverkauf gearbeitet und nebenbei studiert. Irgendwann kam der Moment, wo uns beiden klar war: Wir wollen ein Kind. Also haben wir losgelegt, und neun Monate später war Kateryna schwanger. Unsere Tochter Emilia ist im Dezember letzten Jahres zur Welt gekommen. Es war uns wichtig, möglichst viel zusammen bei ihr zu sein. Also habe ich mich bei der Arbeiterkammer informiert, welche Möglichkeiten es gibt. Papamonat, Teilzeitkarenz, Bildungskarenz?

Ich habe mich für Bildungskarenz entschieden. So kann ich wirklich zu Hause sein, die meiste Zeit jedenfalls. Jeden Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag bin ich abends an der Fachhochschule.

Für unsere kleine Familie ist diese Lösung wirklich optimal. Schon allein weil Kateryna und ich uns die Kinderbetreuung aufteilen und uns gemeinsam um den Haushalt kümmern können. Aber auch weil ich mitbekomme, wie Emilia aufwächst. Jede Woche kann oder entdeckt sie etwas Neues. Wäre ich nicht in Karenz gegangen, hätte ich wahrscheinlich nicht erlebt, wie sie sich das erste Mal von dem Rücken auf den Bauch gedreht hat.

'Papa, Papa, Papa'

Als ich selbst ein Kind war, war mein Papa oft unterwegs, und ich hatte nicht wirklich viel von ihm. Ich hingegen habe zu meiner Tochter eine extrem gute Verbindung. Sie ist, obwohl sie noch so klein ist und vieles vielleicht nicht bewusst mitbekommt, sehr auf mich fixiert. Es geht nicht immer nur 'Mama, Mama, Mama', sondern auch 'Papa, Papa, Papa'.

In unserem Umfeld sind wir mit unserer Aufteilung die Ausnahme. Bei den meisten Paaren ist es leider immer noch so, dass sich die Frau um die Erziehung kümmert und der Mann arbeiten geht. Auch wenn es viele gerne anders machen würden – die alten Rollenbilder sind immer noch zu stark. Eine Situation, die das gezeigt hat, ist mir speziell in Erinnerung geblieben. Als ich noch gearbeitet habe, hat Kateryna mir unsere Tochter einmal in die Arbeit gebracht, weil sie dringend etwas erledigen musste. Ich habe Emilia dann im Tragetuch vor mich hergetragen und weiter verkauft. Bei den Kunden kam das total gut an, nur die Kollegen haben negativ reagiert. Ich nehme an, dass da auch Neid mitgespielt hat. Warum darf er das, wenn ich das nicht durfte?

Auch meine Kollegen an der Fachhochschule reagieren meist mit absolutem Unverständnis, wenn ich sage, dass ich Zeit mit der Kleinen verbringen will. Sie sagen: Na, geh halt mit sporteln und sei halt mal eine oder zwei Stunden nicht da. Für mich geht das nicht. Ich möchte meine Tochter sehen und meine Frau unterstützen.

Viel zu dritt unterwegs

Wir drei sind auch viel unterwegs: Wir gehen zum Beispiel frühstücken und danach ins Museum oder auf die Großglockner-Hochalpenstraße. Das ist uns wichtig, denn wenn wir beide wieder in unseren Job einsteigen, wird das vielleicht nicht mehr so leicht gehen.

Meine Frau hat sich für das einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeld entschieden, und ich habe davor relativ gut verdient. Wir haben also keine Geldprobleme, aber können auch nicht in Saus und Braus leben. Wir können nicht ständig auf Urlaub fahren, und um etwas Geld zu sparen, wohnen wir bei meinen Eltern. Wir haben dort aber den ganzen zweiten Stock für uns und teilen uns nur den Garten.

Kateryna ist noch bis Dezember in Karenz. Meine Karenz ist im Februar zu Ende. Wie wir uns organisieren, wenn wir beide wieder arbeiten, wissen wir noch nicht genau. Einen Platz in der Kinderkrippe zu finden ist schwer. Deswegen denken wir über private Möglichkeiten nach. Aber momentan beschäftigen uns auch eher andere Fragen, zum Beispiel: Wie schaffen wir es, dass die Kleine einschläft? Da braucht es viel Geduld." (Protokoll: Lisa Breit, 12.8.2019)