Besonders häufig kommt es zu Unfällen in Naturgewässern oder privaten Pools.

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Diese Baderegel kennt jedes Kind: In unbekannte Gewässer sollte man nicht springen – schon gar nicht mit dem Kopf voran. Jedes Jahr im Sommer tun es trotzdem manche. Das geht nicht immer glimpflich aus. Wer mit dem Kopf voran in zu seichtes Wasser springt, riskiert Verletzungen an den Armen, am Kopf, an der Wirbelsäule – und im schlimmsten Fall sogar sein Leben.

"Solche Verletzungen gibt es jeden Sommer", sagt Richard Maier, Bundesfachgruppenobmann der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie. Die Unfälle passieren laut Einschätzung von Maier am häufigsten in Naturgewässern oder privaten Pools. In öffentlichen Bädern sind die Wassertiefen klar ausgewiesen, außerdem gibt es Warnhinweise.

Häufig sind Selbstüberschätzung, Leichtsinn und Alkohol Ursachen für das falsche Einschätzen der Wassertiefe, betroffen sind oft junge Männer, berichten Experten. Aussagen über eine sichere Wassertiefe für Kopfsprünge sind schwer zu treffen, weil das von Körpergröße und -gewicht, aber auch von der Sprunggeschwindigkeit abhängt. Aber schon für einen flachen Köpfler, schätzt Maier, braucht es eine Wassertiefe von mindestens zwei Metern.

Hoher Querschnitt

Wer Pech hat, zieht sich durch das Aufstoßen am Boden oder an einem Stein eine Wirbelfraktur oder eine Wirbelquetschung zu. Dabei wird ein Teil des Wirbels gebrochen oder das Rückenmark im Rückenmarkskanal gequetscht.

Wie schwerwiegend die Folgen sind, hängt von der Position der Verletzung ab: Es kann zu Empfindungs- und Bewegungseinschränkungen kommen, aber auch zur Lähmung von Armen und Beinen. Bei einem sogenannten hohen Querschnitt – also einer Verletzung oberhalb des zweiten Halswirbels – kann nicht mehr selbstständig geatmet werden.

Diese Verletzung ist der Grund dafür, dass es immer wieder zu Todesfällen bei Kopfsprüngen kommt. In manchen Fällen sind Menschen vom Aufschlag am Boden auch bewusstlos und ertrinken.

Gefahr durch Wasserrutschen

Wer sich beim Springen ins Wasser eine Verletzung der Wirbelsäule zuzieht, muss umgehend ins Spital. Dort wird ein neurologischer Status erhoben – also festgestellt, welcher Bereich der Wirbelsäule betroffen ist. Eine Röntgenuntersuchung zeigt die Bruchform. Danach wird der gebrochene Wirbel bei einer Operation stabilisiert.

Zu Unfällen kommt es immer wieder auch bei Wasserrutschen, wenn der Sicherheitsabstand zwischen den Rutschenden nicht eingehalten wird. Hier kommt es häufig zu Knochenbrüchen. Besonders gefährlich wird es, wenn mit dem Kopf voran gerutscht wird.

Wer bei sommerlichen Temperaturen trotzdem nicht auf den grazilen Kopfsprung verzichten will, sollte vorab zumindest die Wassertiefe überprüfen. Im Zweifelsfall gilt: Auch eine Kerze schaut elegant aus. Und eine Wasserbombe macht ohnehin mehr Spaß. (Franziska Zoidl, 10.8.2019)