Hanfparade in Berlin, Sommer 2018.

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Dass die Jugend von heute nichts mehr taugt und die jungen Leute früher weitaus besser aufgestellt waren, jetzt so von der Kompetenz und Niceness her, wurde von führenden Exjugendlichen nachgewiesenermaßen erstmals auf einer so genannten sumerischen Schrifttafel festgehalten:

"Die Jugend achtet das Alter nicht mehr, zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereitschaft und ist ablehnend gegen übernommene Werte." Das muss so um 3000 vor Christus gewesen sein, hat aber je nach Fundlage von solchen steinernen Beschwerden seither Tradition.

Das Ende ist nah

So heißt es etwa nur 1000 Jahre später in der Keilschrift von Chaldäa: "Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe."

Daran konnte man selbstverständlich nicht ewig festhalten, weil immerhin, wieder ein Altzerl später, also etwa um 1000 vor Christus, die guten alten Babylonier meinten: "Die heutige Jugend ist von Grund auf verdorben, sie ist böse, gottlos und faul. Sie wird niemals so sein wie die Jugend vorher, und es wird ihr niemals gelingen, unsere Kultur zu erhalten."

Das Zeitliche wird nur selten gesegnet

Wir sehen schon, wohin der Hase läuft. Sokrates, Platon, Aristoteles, Horaz, Plutarch, der Mystiker Mönch Peter, Vincent von Beauvais, in der neueren Geschichte Wolfgang Ambros in der Rollenprosa von Zwickt‘s mi – oder auch "Mutter" am Küchentisch...

Warum hofft eigentlich jede Generation darauf, die letzte zu sein, weil nämlich nach ihr die Welt gefälligst unterzugehen habe? Wahrscheinlich macht es alten Leuten schlicht und einfach Unbehagen, den Jungen beim Jungsein zuzuschauen. Das Zeitliche wird nur selten wirklich gesegnet, meistens wird es verdammt.

Bitte nicht ins Heim

Wir wollen da trotz E-Scootern, Handy vor dem Kopf, Scheißmusik, Kiffen, Retromode und Affenfrisuren, für die wir uns damals in den 1970er-Jahren zu Recht fremdgeschämt haben, nicht mitmachen. Die Jugend von heute ist schon okay. Ein bisserl deppert zwar und unhöflich, aber okay. Übrigens, die Sache mit den Protesten gegen den Klimawandel hätte eigentlich uns auch schon einfallen können.

So, hoffentlich stecken sie mich einmal nicht ins Heim. (Christian Schachinger, 31.7.2019)