Nawalny: "Einmalige akute allergische Reaktion des Typus Nawalny"
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Einen Tag nach seiner Verlegung ins Krankenhaus aufgrund massiver Schwellungen und Hautreizungen, speziell im Augenbereich, ist der russische Oppositionelle Alexej Nawalny zurück in die Zelle verlegt worden. Der Leiter der Haftanstalt hat allerdings inzwischen beantragt, den Arrest so lange auszusetzen, bis der Politiker genesen sei. Die Verteidiger Nawalnys legten am Dienstag Berufung gegen das Urteil des 30-Tage-Arrests ein.

Derweil reißen die Spekulationen um die Ursachen der gesundheitlichen Probleme Nawalnys nicht ab. Während die dem Oligarchen Jewgeni Prigoschin (finanziert unter anderem die Söldnereinheit Wagner) nahestehenden Medien das Gerücht verbreiteten, Nawalny habe allergisch auf einen Fettverbrenner reagiert, mit dem der Oppositionelle abnehmen wolle, äußerte sich der Betroffene am Dienstag auch erstmals selbst zum Vergiftungsverdacht, den seine Hausärztin Anastasija Wassiljewa am Montag in Umlauf gebracht hatte. Die Polizisten sprach Nawalny vom Verdacht einer Beteiligung zumindest frei: "Sie waren von meinem Anblick und dem Geschehen mehr schockiert als ich", sagte er. Zugleich betonte er, dass er nicht allergisch sei.

Nawalnys Anwälte forderten die Aufnahmen der Überwachungskamera in der Zelle von der Zeit an, als alle Häftlinge zum Ausgang auf den Hof geführt wurden. "Wenn in der Zeit irgendwelche Leute in die Zelle gelangt sind, dann wird die Version einer Vergiftung sehr stichhaltig", meinte Nawalny. Ansonsten werde sein Fall in die Medizingeschichte als "einmalige akute allergische Reaktion des Typus Nawalny" eingehen, spottete der 43-Jährige.

Er wurde am Donnerstag wegen wiederholten Verstoßes ge gen das Demonstrationsgesetz zu einer Arreststrafe verurteilt. Am Wochenende gab es in Moskau erneut Proteste, die mit der größten Festnahmewelle der letzten Jahre endeten. Die Opposition will trotzdem am 3. August weiterprotestieren. (André Ballin aus Moskau, 30.9.2019)