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Beim TV-Duell der Demokraten in Detroit kam es zu heftigen Debatten.

Foto: APA / AFP / Getty Images / Justin Sull

Detroit – Beim Kräftemessen der demokratischen Präsidentschaftsbewerber in den USA haben sich zehn der Kandidaten einen intensiven inhaltlichen Schlagabtausch geliefert. Während der TV-Diskussion wurden am Dienstagabend die inhaltlichen Unterschiede zwischen den zehn antretenden eher linken und den moderaten Kandidaten noch deutlicher als bisher offensichtlich.

Erschienen waren zum ersten von zwei TV-Abenden unter anderem die beiden im linken Spektrum der Partei angesiedelten Senatoren Bernie Sanders und Elizabeth Warren, aber auch der Bürgermeister von South Bend, Indiana, Pete Buttigieg und der ehemalige texanische Senatskandidat Beto O'Rourke. Außerdem standen mehrere Kandidatinnen und Kandidaten auf der Bühne, die bisher in Umfragen keine maßgeblichen Stimmanteile erringen konnten. Die beiden Mitfavoriten Joe Biden und Kamala Harris sowie acht weitere Bewerber werden am Mittwochabend zu einer zweiten Debatte erwartet.

Doch zurück zum Dienstagabend: Da wurden vor allem Warren und Sanders zum Ziel heftiger Angriffe ihrer Parteifreundinnen und -freude. Diese warfen ihnen vor, mit ihren Vorschlägen Wähler der politischen Mitte zu vergraulen und Präsident Donald Trump in die Karten zu spielen.

Wieso dann überhaupt kandidieren?

Der frühere Abgeordnete John Delaney, der in Umfragen weit abgeschlagen liegt, sprach gar von einer "Märchen-Wirtschaftspolitik" des Senators und der Senatorin. Beide würden "schlechte Politik" vorschlagen und "unmögliche Versprechen" machen wie etwa eine kostenlose Gesundheitsversorgung für alle. "Das wird unabhängige Wähler abschrecken und Trump zur Wiederwahl verhelfen", warnte Delaney bei der in Detroit ausgetragenen TV-Debatte.

Warren trat dem mit dem vielleicht erinnerungswertesten Zitat des Abends entgegen: "Ich verstehe wirklich nicht, wieso sich jemand die ganze Mühe antut, für die Präsidentschaft zu kandidieren, nur um uns allen zu erklären, was wir nicht tun können und wofür wir nicht stehen dürfen."

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Senatorin Amy Klobuchar sagte, sie selbst habe "mutige Ideen", bleibe aber auf dem Boden der Tatsachen. Ex-Gouverneur John Hickenlooper sagte, bei der Reform des Gesundheitswesens sei "eine Evolution, keine Revolution" nötig. Sanders' Pläne würden das Ende einer privaten Krankenversicherung für dutzende Millionen Menschen bedeuten. Der Gouverneur von Montana, Steve Bullock, warf Warren vor, ihr Vorschlag zur Entkriminalisierung illegaler Grenzübertritte würde Trump in die Hände spielen.

Rassismus- und Trump-Kritik

Warren und Sanders verteidigten dagegen ihre umfassenden Reformvorschläge. Warren sagte, notwendig seien "große, strukturelle Änderungen" des Wirtschaftssystems. Wer Trump ohne Rückgrat entgegentrete, erhalte ein System, das den Reichen und gut Vernetzten geholfen und "Schmutz in die Gesichter aller anderen" geworfen habe.

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Einig waren sich die Kandidaten in ihrer Verurteilung der rassistischen Kommentare des amtierenden US-Präsidenten.

Warren und Sanders haben ähnliche politische Programme: Sie wollen ein umfassendes öffentliches Gesundheitssystem, gebührenfreie öffentliche Hochschulen, höhere Steuern für Reiche und strikte Regeln für die Wall Street. In Umfragen für die Vorwahlen der Demokraten liegen sie etwa gleichauf mit 15 Prozent auf Platz zwei – hinter dem früheren Vizepräsidenten Joe Biden, der bei rund 32 Prozent liegt.

Langer Vorwahlprozess

Die Vorwahlen der Demokraten beginnen Anfang Februar 2020 mit einer Abstimmung im Bundesstaat Iowa. US-Präsident Trump hofft, bei der Präsidentschaftswahl im November kommenden Jahres wiedergewählt zu werden.

Biden führt die Umfragen zu den demokratischen Bewerbern seit Wochen an. Derzeit liegen Warren, Sanders und Harris auf den Plätzen hinter ihm – allerdings mit einigem Abstand. Für die Republikaner will Präsident Trump erneut antreten. (mesc, APA, 31.7.2019)