Studierende üben an Papayas die Absaugung und Ausschabung des Uterus.

Foto: APA/AFP/ORLANDO SIERRA

Kurz vor Ende des vergangenen Sommersemesters gab es für angehende Ärztinnen und Ärzte noch einen Workshop der anderen Art. Die Wiener unabhängigen Medizinstudierenden (Wum) luden Ende Mai zum Papaya-Workshop. Die Südfrüchte hätten eine "gewisse Ähnlichkeit mit der Gebärmutter", heißt es auf der Facebook-Seite der Wum, weshalb sie sich dafür eigne, die Saugkürettage zu üben, die unter anderem bei Schwangerschaftsabbrüchen durchgeführt wird.

Der Abbruch in der Ausbildung

Im Medizinstudium komme das Thema weit weniger vor als im öffentlichen Diskurs, schreiben die Studierenden in Anspielung auf die jüngsten Debatten über ein Verbot von Spätabbrüchen. Abgesehen von den konkreten medizinischen Fertigkeiten veranstalteten die Studierenden den Workshop auch, um "sich mit diesem sensiblen Thema auseinanderzusetzen und sich selbst eine Meinung zu bilden", wie es in der Veranstaltungsankündigung heißt.

Dafür haben sie sich Christian Fiala geholt, den ärztlichen Leiter des Gynmed-Ambulatoriums und Gründer des Museums für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch in Wien. "Die Ausbildung zum Abbruch gibt es praktisch nicht, weder im Studium noch in der Facharztausbildung – das ist skandalös", sagt Fiala. Und wenn dazu etwas gelehrt werde, seien es veraltete Methoden– etwa mit einem parallelförmigen statt keilförmigen Instrument zum Aufdehnen des Muttermundes sowie der Ausschabung statt Absaugung der Gebärmutter.

Dem widerspricht Harald Leitich, stellvertretender Leiter der Abteilung für Lehre und postgraduelle Ausbildung der Med-Uni Wien. "Das Thema Schwangerschaftsabbruch wird im Medizinstudium an unserer Universität in zwei Lehrveranstaltungen unterrichtet", sagt Leitich auf Nachfrage des STANDARD. Im dritten Studienjahr würden die rechtlichen Rahmenbedingungen des Schwangerschaftsabbruchs in Österreich unterrichtet und im fünften die praktischen Aspekte. Auch die Methoden – medikamentös, chirurgisch – werden laut Leitich gelehrt. Bei der chirurgischen Methode werde die Kürettage mit Metallküretten oder mit der Saugkürette unterrichtet.

Günstiges Uterus-Modell

Doch viele Studierende weltweit wünschen sich für ihr Medizinstudium eine umfassendere Lehre zum Thema Schwangerschaftsabbruch. Die internationale NGO Medical Students for Choice setzt sich deshalb dafür ein, dass Schwangerschaftsabbrüche als wichtiger Teil der reproduktiven Gesundheit von Frauen gelehrt werden und der Schwangerschaftsabbruch entstigmatisiert wird. Denn die meisten Ärztinnen und Ärzte würden lediglich über Grundkenntnisse zum Schwangerschaftsabbruch verfügen. Das Projekt "Papaya Workshop" des Bixby Center for Global Reproductive Health der University of California zielt deshalb auf umfassendere Kenntnisse und mehr Übung ab.

Foto: Screenshot Papaya Workshop / Jessica Harrington

Auf dieser Website wird unter anderem erklärt, warum die Südfrüchte ein geeignetes und günstiges Modell für eine Gebärmutter sind und sich fürs Üben von Absaugungen nach frühen Fehlgeburten oder Schwangerschaftsabbrüchen eignen. Zudem sind ausführliche Lehrvideos für Medizinstudierende auf der Website zu finden. (beaha, 1.8.2019)