Es ist immer die Leidenschaft, die zählt im Leben. Nehmen wir etwa die Familie Frey. Nicht die in Wien, da wäre die Rede von Toyota, sondern jene in Augsburg, da geht's um Mazda – und Sammlertätigkeit, das Mazda-Classic-Automobil-Museum Frey. Und nehmen wir auch gleich Mazda selbst, da geht's um den MX-5, der seinen 30. Geburtstag begeht.

Ein Blick ins Mazda-Museum in Augsburg.
Foto: Andreas Stockinger

Jubiläumsbedingt ward beides zusammengewürfelt, wuchs kurz zusammen, was zusammengehört, fand die Präsentation des Sondermodells MX-5 "30th Anniversary" in und um die große Halle des Augsburger Museums statt.

Auf 3000 Stück weltweit ist die 30er-Edition limitiert, die knallige Farbe wurde speziell dafür entwickelt, sie nennt sich Racing Orange und zieht sich bis zu den Brembos, innen bis zu den Nähten leitmotivisch durch. Die Maschine leistet 184 PS, geschaltet wird manuell. Verfügbar sind Roadster (Soft Top; ab 37.990 €) wie Targa (RF; ab 40.490 €), 50 Stück sind für Österreich vorgesehen, ein Großteil ist bereits vergeben, wer noch will, sollte hurtig sein.

Seit 30 Jahren gilt: Mehr offenen Fahrspaß zum erschwinglichen, fairen Preis wird man kaum finden. Obendrein ganz uneitel gereicht, wie auch das Jubiläumsmodell.
Foto: Mazda

Und sehen Sie, schon sind wir wieder bei Leidenschaft. Wir sitzen da abends, nach der Pressepräsentation, im Museum (Wertachstraße 29b), einer einstigen, kriegs- weil bombenbeschädigten Straßenbahnremise, mit Markus Frey zusammen, einem der zwei Söhne Walter Freys, der das alles initiiert hat. Vater und Sohn haben vorher uns Journalisten glänzenden Auges durch die Sammlung geführt, ihre Begeisterung überträgt sich unmittelbar. Iris Schmid, Sprecherin von Mazda Österreich, hatte schon recht: Die Herren sind was Besonderes.

Jedenfalls, das Deutschland-Kontingent beträgt 350 Stück, ist bereits restlos ausverkauft, und Markus ist gleich ganz Geschäftsmann, die Freys betreiben ja auch ein Mazda-Autohaus, und er lotet die Sachlage aus, ob von den noch freien MX-5 der österreichischen Charge was nach Augsburg umzulenken wäre. Ist es natürlich nicht, aber fragen wird man wohl dürfen.

Treffen der vier Generationen.
Foto: Mazda

Und jetzt, Kalender zurück ins Jahr 1989 – welthistorisch ähnlich bedeutsam wie 1789. Es sah den Kollaps des Sowjetimperiums, sah das Tiananmen-Massaker, die Ökokatastrophe des Öltankers Exxon Valdez vor Alaska. Es sah in Japan den Tod von Tenno Hirohito, die Geburt der Toyota-Premiummarke Lexus – und den großen Auftritt des MX-5.

Frischfrechfröhlich

Ein Auto, das frischfrechfröhlich die Tradition des englischen Roadster aufgriff, dazu mit japanischer Qualität und auch noch leistbar. Man musste also gar kein Krösus sein wie Augsburgs Geldadelsgeschlechter der Fugger und Welser, musste auch keine Goldstadt Eldorado suchen (lassen) wie Letztere, um sich diese Spaßmaschine leisten zu können, deren Klappscheinwerfer-Augenzwinkern die Autowelt bezirzte.

Der MX-5 NA, also der ersten Generation.
Foto: Mazda

Alle waren sie hin und weg, und wenn ein Auto die danach einsetzende Renaissance der Roadster und Cabrios, die heute wieder vorbei ist – macht nix, der MX-5 bleibt -, initiiert hat, dann dieses. Es gab zu ihm nicht nur ein Augsburger Bekenntnis, sondern deren zahlreiche weltweit: Mit 1.085.345 Stück bisher war das auch ein echter Verkaufserfolg, und damit wieder zum Mazda-Museum.

Wankelmotor

Markus Frey weiß gar nicht, wo anfangen, wo aufhören, berichtet auch stolz, man sei mit rund 200 Exponaten, nur ein Teil davon ist hier ausgestellt, erheblich besser ausgestattet als das Mazda-eigene Museum der Zentrale in Hiroschima. Initialzünder der Sammlung, klärt Vater Walter auf, sei seine Leidenschaft für den Wankelmotor gewesen. Er habe alles Ein- und Zweispurige zusammengetragen, das mit Felix Wankels Rotationskolbenmaschine ausgestattet war.

Ein Cosmo Sport aus dem Jahre 1969 im Mazda-Classic-Automobil-Museum Frey in Augsburg.
Foto: Andreas Stockinger

Insofern ist als besonderes Schmankerl ein RX-7 zu vermelden, den Mazda 1984 dem Erfinder geschenkt hatte, ein RX-7 Turbo mit 165 PS. Das Auto steht jetzt ebenso in Augsburg wie eines jener nur 200 gebauten und nur in Japan verkauften MX-5 Coupés (Jahrgang 2003), das enthusiastische Mazda-Sans praktisch in Handarbeit in einer Sonderabteilung zusammengebastelt haben.

Auch der allererste Motor-Mazda von 1931, eine Art Japan-Ape, ein Jape namens Mazdago, ist hier zu sehen – sowie mein persönlicher Favorit aus der Markenhistorie, der legendäre Wankel-Schönling Cosmo. Kam übrigens 1967 ein paar Monate vor dem NSU Ro 80 auf den Markt und war somit Sieger im Prestigewettrennen.

Der Mazdago
Foto: Andreas Stockinger

Und noch mal MX-5. Nix Wankel. Aber die junge Autonation Japan hat mit ihm ein mit Leidenschaft hochangereichertes Auto geschaffen, das auf dem besten Weg zum Klassiker ist. Eine Seltenheit. Tanjoubi omedetou gozaimasu – und ad multos annos! (Andreas Stockinger, 7.8.2019)