Den Tankstopp haben wir bewusst bei 1001 Kilometer gesetzt. Damit sich der Sager "Das Tausendundein-Kilometer-Auto" ausgeht. Keine Fabel, aber fabelhaft. Das eben ist und bleibt noch auf lange Sicht ein Hauptargument pro Selbstzünder, der in EU-6d-temp-Ausführung auch noch ein Saubermann ist – es ist ein echtes Komfortmerkmal, so selten wie möglich an der Tankstelle halten zu müssen – und in fünf Minuten wieder weg. Mit der E-Mobilität dräut ein ganz anderes, ein Zeitvernichtungsszenario.

Die C-Klasse ist ähnlich elegant wie die stilistisch nah verwandten größeren Limousinen S- und E-Klasse.
Foto: Andreas Stockinger

Das andere Argument, kausal mit den 1001 km in Zusammenhang: Verbrauch. 6,4 l / 100 km ergaben sich bei den Testfahrten im C 220 d 4Matic. Erwirtschaftet von einem 194 PS starken Zweiliterdiesel der jüngsten Motorengeneration, der den Wagen laut Datenblatt in 6,9 Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigen könnte.

Grafik: der Standard

Eine Maschine, die ihn unaufgeregt voranbringt und mit der 9-Gang-Automatik einen kongenialen Getriebepartner zur Seite hat; wiederum ein Komfortbeitrag erster Güte. Ein anderer wäre das Fahrwerk. Souverän auf Mercedes-Art, und dort definieren die Ingenieure den BMW-Ansatz – sportlich mit Tendenz zu komfortabel – immer schon andersrum.

Leicht und locker federt die Limousine, trotz Allradantriebs lenkt sie sich erfreulich präzise, und wenn dann noch eine Kompanie von Assistenzsystemen neu an Bord ist, signalisiert dies neben dem großartigen Selbstzünder ebenfalls: Wir sitzen in der C-Klasse nach deren Facelift. Dass dabei einmal die Parksensoren nicht anschlugen? Selber schuld. Man sollte eben nicht in Hektik und Gespräch befindlich einparken und sich auf die Technik verlassen. So ein Mist, beim Lenkeinschlag verschätzt. Hier nochmals eine Entschuldigung wegen des Parkschadens an zwei überaus nette Punto-Fahrer und STANDARD-Leser, Katharina L. und Florian E.

Ausgestattet war unser Testwagen in AMG-Linie, was die technoide Interieursgestaltung, sehr fesch, sehr geschmackvoll das alles, erklärt: Alu gebürstet, Klavierlack-Mittelkonsole, dunkle Leder, hell vernäht, Sitze an Rücken und Sitzfläche aus Alcantara – gegen Verrutschen in den Kurven. Wird man selten brauchen, die C-Klasse lädt zu gemütlicher Fahrt.

Drehen und drücken

Was das Infotainment angeht, so hat die C-Klasse trotz Facelift noch nicht die "Hallo Mercedes"-Sprachbedienung und das MBUX an Bord, mit dem die frecheren A- und B-Klassen daherkommen. Eine C-Klasse darf ruhig konservativer sein, hinsichtlich Vernetzung lässt auch sie keine Wünsche offen, und gegen das bewährte Dreh-Drück-Bediensystem lässt sich nicht das Geringste einwenden, im Gegenteil. Ewig schade, dass seine Tage gezählt sind.

Der Innenraum mit dem Dreh-Drück-Schalter.
Foto: Andreas Stockinger

Der C-Klasse als solcher sieht man nicht an, dass sie ihre Laufbahn einer Revolution verdankt. Ihre Genese verweist uns auf den legendären Baby-Benz von 1983, den 190er (W 201) mit dem "Diamantenheck". Englisch, wie man sich heute allüberall anbiedert, die Gründerväter würden sich im Grabe umdrehen, war im deutschen Großkonzern kein Thema. Man sprach, wie die 100 Jahre davor, deutsh (Polt), also: deutsch, und oh Wunder, verkaufte seine Produkte dennoch außerordentlich erfolgreich in aller Welt.

Mit dem 190 erschloss sich die bis dahin elitäre Nobelmarke eine bisher unerreichte Klientel und stieß so absatzmäßig in neue Dimensionen vor. Nicht, dass die Stuttgarter das bis dahin groß nötig gehabt hätten, aber es war der Grundstein für heute – 2018 verkaufte Mercedes-Benz mehr als 2,3 Millionen Automobile.

Und hier die hintere 2/3 Ansicht.
Foto: Andreas Stockinger

Und wenn C-, E- und S-Klasse kaum voneinander unterscheidbar sind, neben der Größe geben lediglich die Falze am Seitenkorpus Auskunft über die jeweilige Identität, dann hat auch dies seine geweisten Gründe. Die drei Limousinen, argumentiert Chefstilist Gorden Wagener, würden den Markenkern von Mercedes verkörpern. Deshalb und ganz bewusst diese Ähnlichkeit. (Andreas Stockinnger, 9.8.2019)