Erl – In der Causa Erl liegt der Prüfbericht des Tiroler Landesrechnungshofes vor. Und letzterer wartet laut Medienberichten mit Kritik am ehemaligen künstlerischen Leiter Gustav Kuhn auf. Aber auch die Abschaffung des Aufsichtsrates im Jahr 2017 wurde – wie schon im Rohbericht – kritisiert, hieß es.

Damals wurden die Festspiele in eine gemeinnützige Privatstiftung der Familie Haselsteiner (Festspielpräsident Hans Peter, Anm.) umgewandelt. "Die Einfluss-und Mitwirkungsrechte des Landes Tirol in Erl wurden wesentlich eingeschränkt", zitierte die "Tiroler Tageszeitung" (Mittwochausgabe) aus dem Prüfbericht. Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) hat sich inzwischen für eine Wiedereinsetzung des Aufsichtsrates ausgesprochen, doch Haselsteiner soll dagegen sein.

Kritisiert wurde in dem Bericht auch, dass Kuhn seine Spesen "nicht nachvollziehbar dokumentiert" habe. Statt eines Gehalts bekam der "Maestro" offenbar einen pauschalen jährlichen Spesenersatz von höchstens 28.000 Euro. Dieses Geld gab er überwiegend für Reisen, Nächtigungen und Bewirtungen aus. Ein "variabler Bruttobezug" von maximal 150.000 Euro pro Jahr wäre ihm zwar zugestanden – allerdings nur im Falle eines Jahresüberschusses, was nie der Fall war.

Festspiele beglichen private Heizölrechnung

Zudem beanstandete der Rechnungshof die Heizölrechnung für Kuhns Privathaus. Rund 10.000 Euro sollen die Festspiele dafür aufgewendet haben.

"Wir haben viele Verbesserungsvorschläge für den Festspiel-Betrieb vorgelegt. Jetzt sind Landtag und Landesregierung am Zug", sagte der Direktor des Landesrechnungshofes, Reinhard Krismer, der "TT". Die Finanzierung der Festspiele erfolge jedenfalls überwiegend durch Hans Peter Haselsteiner. Der Industrielle ließ die Infrastruktur errichten. Und er decke die Verluste ab. Das Land Tirol fördert die Festspiele mit derzeit 1,15 Millionen Euro jährlich.

Der momentanen Leitung der Festspiele wurde laut dem Bericht ein positiveres Zeugnis ausgestellt. Der 2018 bestellten kaufmännischen Direktorin Natascha Müllauer attestierte Krismer gute Arbeit. Müllauer habe das Vieraugenprinzip eingeführt: Künstlerische und kaufmännische Leitung müssen Zahlungen gemeinsam freigeben.

Die Kontrolle war in eine Krisenzeit der Festspiele gefallen. Der damalige künstlerische Leiter Kuhn war Ende September von den Stiftungsräten abgesetzt worden, nachdem ihn mehrere Künstlerinnen des sexuellen Missbrauchs beschuldigt hatten. Auch in einer Prüfung durch die Gleichbehandlungskommission im Bundeskanzleramt wurde vor kurzem festgestellt, dass eine sexuelle Belästigung durch Gustav Kuhn stattgefunden hat. (APA, 31.7.2019)