Trotz ihres natürlichen Ursprungs können ätherische Öle zu Haut- und Schleimhautreizungen führen.

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Orange, Wintergrün, Pfefferminz, Rose: Ätherische Öle erfreuen sich größter Beliebtheit, was sich in den Regalen der Drogeriemärkte abzeichnet. Abgesehen von Raumdüften und Badezusätze werden sie auch als Mittel zur Linderung zahlreicher Beschwerden beworben.

Eukalyptusöl zum Beispiel soll für eine freie Nase bei Schnupfen sorgen, Teebaumöl bei Konzentrationsproblemen helfen. Kampferöl soll gegen Depressionen, und Nelkenöl schmerzlindernd wirken – vor allem bei Babys, die zahnen.

Natürliche Chemie

Durch ihr positives Image als Naturprodukte wird aber manchmal vergessen, dass es sich bei den Ölen um hochkonzentrierte Pflanzenessenzen mit einer Unzahl verschiedener (natürlicher) chemischer Komponenten handelt. Diese Inhaltsstoffe können eine ganze Reihe von Effekten auf den menschlichen Körper haben.

"Die Dosis macht das Gift", betont Gerhard Buchbauer, ehemaliger Vorstand des Departements für klinische Pharmazie und Diagnostik an der Universität Wien. Die meisten Inhaltsstoffe der ätherischen Öle haben etwa die Fähigkeit, Bakterien abzutöten oder ihre Vermehrung zu verhindern. "Die antibakteriellen Eigenschaften der Öle sind medizinisch zwar sehr interessant, man darf aber nicht vergessen, dass die zelltoxische Wirkung sich natürlich nicht nur auf Bakterien beschränkt", erklärt Buchbauer. Auch die Zellen der Haut und Schleimhaut können bei zu hoher Dosis von den Ölen gereizt werden.

Finger weg

Speziell bei Kindern können die Öle manchmal zu unerwünschten Reaktionen führen. "Ätherische Öle sind für Kinder tendenziell gefährlicher, weil sie einen kleineren Körper haben als Erwachsene", sagt Michael Freissmuth, Leiter des Zentrums für Physiologie und Pharmakologie der Medizinischen Universität Wien.

Bei Kleinkindern unter zwei Jahren sollte besondere Vorsicht im Umgang mit den ätherischen Ölen herrschen. "Stark riechende Öle wie Kampfer-, Eukalyptus-, Minze- oder Teebaumöl können bei Kleinkindern im schlimmsten Fall zu einem Atemstillstand führen", warnt Buchbauer. Das lässt sich auf den sogenannten "Kratschmer-Effekt" zurückführen, durch den sich der Kehlkopf beim Einatmen starker Reizstoffe zeitweise stark verkrampfen kann.

Die übermäßige Anwendung der Essenzen hat in Einzelfällen bereits zum Tod von Kleinkindern geführt. Auch Schwangeren wird die Anwendung der Öle nicht empfohlen. Neben Atembeschwerden kann es bei falscher Anwendung der Öle außerdem zu allergischen Reaktionen, Hautreizungen und Lungenschädigungen kommen.

Kaum deklariert

Laut einer Überprüfung des Vereins für Konsumenteninformation aus dem Jahr 2018 sind ätherische Öle trotz der vielen Gefahren bei falscher Anwendung diesbezüglich oft nicht ausreichend deklariert. Auf die möglichen gesundheitlichen Gefahren wird kaum hingewiesen. Nur sieben der 35 geprüften Produkte wiesen eine ausreichende, detaillierte Gefahrenkennzeichnung auf.

Bei der Anwendung der reinen und unverdünnten Öle müssen in jedem Fall besondere Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. "Ätherische Öle sollten nur tropfenweise eingenommen werden, sonst kann es zu Schleimhautreizungen kommen. Auch bei der äußeren Anwendung ist es ratsam, immer nur wenige Tropfen zu verwenden", fasst Buchbauer zusammen. (Katharina Janecek, 6.8.2019)