Gute Gaming-Headsets können schon einmal ins Geld gehen und kosten gut und gerne Beträge jenseits 100-Euro-Marke. Das ist freilich nicht für jedes Budget etwas, weswegen sich immer mehr Anbieter mit preisgünstigeren Accessoires versuchen.

Auch Roccat wagt sich in dieses Segment vor und wirft das Headset "Noz" für rund 70 Euro in die Schlacht. Das Versprechen: die akustischen Qualitäten eines teuren Modells zum vergleichsweise kleinen Preis. Der STANDARD hat das Gerät einem Test unterzogen.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Verarbeitung

Der Ersteindruck des Roccat Noz fällt eher seltsam aus. Denn das Headset wirkt erstaunlich "flimsy", biegt sich also schon durch das Gewicht der Hörer erstaunlich durch, wenn man es an einer Seite hält. Geschuldet ist dies dem Bemühen, die Einheit möglichst leicht ausfallen zu lassen, was den Tragekomfort erhöhen soll.

Die "Wabbeligkeit" allerdings gibt erst einmal Grund zur Sorge, ob das Headset überhaupt ausreichend fest sitzt. Hier kann man Entwarnung geben. Während des Testlaufs gab es keine Probleme mit verrutschten Bügeln oder Hörern. Per Schiebemechanismus lässt sich die Länge des Bügels gut adaptieren.

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Tragekomfort und Features

Angeschlossen wird das Headset über ein textilummanteltes Kabel mit zwei Klinkensteckern (3,5 mm), das mit 2,45 Metern eine großzügige Länge aufweist. Dementsprechend ist zu beachten, dass auch die jeweilige Soundkarte eine gewichtige Rolle spielt, was das akustische Erlebnis betrifft. Es gibt am linken Hörer einen Lautstärkeregler und einen Stummschalter für das Mikrofon. Letzterer kann beim Ablegen des Headsets sehr leicht versehentlich betätigt werden.

Sowohl Halterung als auch Ohrmuscheln sind für komfortableres Tragen mit einem Gewebematerial bepolstert. Es handelt sich ein "Over Ear"-System, das eigene Ohr wird also vom Hörer komplett umhüllt. Das sorgt naturgemäß für eine größere Wärmeentwicklung, man muss dem Material aber zugutehalten, dass sich dieser Effekt auch unter sommerlichen Temperaturen nur recht langsam bemerkbar macht. Das spricht für eine gewisse Luftdurchlässigkeit. Im Vergleich dazu erreicht die Wärmeentwicklung bei Headsets mit Kunstlederpolsterung deutlich schneller ein sehr unangenehmes Ausmaß.

Allerdings verliert das Noz dafür auch im Vergleich, wenn es um die Lärmabschirmung geht. Geräusche auf Zimmerlautstärke bleiben leicht hörbar, wer etwa bei offenem Fenster Musik hört oder spielt, bekommt auch von draußen lauteren Lärm im Hintergrund mit.

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Akustik

In puncto Akustik scheint Roccat das Headset stark auf seinen Zweck – Multiplayergames – getrimmt zu haben. Etwas höhere und tiefere Tonlagen werden lauter wiedergegeben. Schritte, Schüsse und ähnliche wichtige Geräusche stechen etwas hervor. Mitteltöne gehen dagegen merklich unter. Gerade bei Shootern wie PUBG ist diese Konfiguration vorteilhaft.

Dafür leidet die Klangqualität, wenn es um Musik geht. Hier wird sehr schnell erfahrbar, dass überbetonte Höhen und Tiefen das Hörerlebnis bei vielen Musikgenres doch empfindlich trüben – freilich gilt das auch für Spiele, die stark auf musikalische Untermalung setzen. Dementsprechend eignet sich das Roccat Noz auch nur sehr bedingt für Musikbearbeitung. Auch via Equalizer ist dieses Defizit nicht ausreichend behebbar.

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Ein ähnliches Bild liefert das Mikrofon, das abnehmbar und biegbar ist. Auch dieses dürfte spezifisch auf Sprachkommunikation getrimmt sein. Von anderen Chatteilnehmern wird man klar und deutlich verstanden, der Klang ist allerdings relativ "verflacht". Das hilft bei der Wahrnehmung von Gesagtem, ist aber etwa für Gesang eher ein Ausschlusskriterium. Positiv fällt auf, dass das Mikrofon kaum Umgebungslärm registriert.

Fazit

Mit dem Roccat Noz hat der Hersteller ein Gaming-Headset geschaffen, das seinem Namen absolut treu ist. Das leichtgewichtige Gerät bedient akustisch vor allem Spieler, indem jene Frequenzspektren überbetont werden, in denen üblicherweise wichtige Sounds wie Schritte und Schüsse wiedergegeben werden. Gewöhnungsbedürftig ist der etwas "wabbelige" Rahmen, dennoch sitzt das Headset gut. Die Sprachqualität fällt passabel aus. Möchte man primär Musik hören, sollte man sich allerdings nach anderen Optionen umsehen. (Georg Pichler, 31.7.2019)