Der Autor, Tierrechtsaktivist und Künstler Chris Moser ist Spitzenkandidat der Liste Jetzt in Tirol.

Foto: Steffen Arora

Innsbruck – Nach dem Verein-gegen-Tierfabriken-Obmann Martin Balluch findet sich mit dem Tiroler Aktivisten Chris Moser der nächste ehemalige Angeklagte aus dem Tierschützer-Prozess auf der Kandidatenliste der Liste Jetzt. Für den 42-jährigen Tiroler seien Balluchs Antreten und die Anfrage der Partei an ihn selbst ein "Signal" gewesen: "Als sie mich vor anderthalb Wochen kontaktierten, dachte ich mir, die trauen sich was, den Martin und mich zu fragen. Immerhin waren wir im Gefängnis – unter dem Vorwand, Terroristen zu sein."

Damals, zur Zeit des Tierschützer-Prozesses vor zehn Jahren, hatte Moser erstmals Kontakt mit Jetzt-Gründer Peter Pilz. Im Frühjahr dieses Jahres, anlässlich des BVT-Untersuchungsausschusses, traf man sich wieder. "Pilz war der einzige Politiker, der uns wirklich aktiv und persönlich Hilfe angeboten hat", sagt Moser. Ansonsten hätten sich politische Parteien, von denen er sich grundsätzlich enttäuscht zeigt, nie wirklich für die Angeklagten interessiert: "Die eine Hälfte war froh, uns im Gefängnis zu sehen, der anderen war es einfach nur egal."

Politikverdrossener Spitzenkandidat

Dass er trotz der eigenen "Parteipolitikverdrossenheit" nun als Tiroler Spitzenkandidat zur Verfügung steht, erklärt der Aktivist und Künstler so: "Ich war schon immer ein politischer Mensch. Um meine Themen zu transportieren, nutzte ich bisher meine Kunst und meinen Aktivismus. Nun versuche ich es über die politische Ebene." Es sei eine Art Experiment für ihn.

Inhaltlich will sich Moser nicht verbiegen. Er werde daher nur jene Themen aktiv einbringen, bei denen er sich auskennt: "Ich bin keiner, der behauptet, plötzlich Experte für alles zu sein." Daher konzentriere sich seine politische Arbeit auf Tierrechte, für die er sich seit Jahrzehnten aktiv engagiert, Bildung, Moser hat drei Kinder und ist Mitorganisator einer freien Schule in Wörgl, sowie Kunst im Allgemeinen, da er selbst als Autor und bildender Künstler tätig ist.

"Echten Tierschutz" in die Politik bringen

In Sachen Tierschutz will er durch Ehrlichkeit punkten. Politische Mitbewerber seien für ihn dabei wenig ernst zu nehmen. Vor allem die FPÖ kritisiert er in dem Zusammenhang: "Sich Tierschutzpartei zu nennen, aber gleichzeitig ein Verbot der Spaltböden zu verhindern, sagt eh schon alles." Aber in Richtung anderer Mitbewerber, etwa der Grünen, spart er dahingehend nicht mit Kritik: "Tierschutz propagieren, aber eine Metzgerei oder kommerzielle Landwirtschaft betreiben, geht nicht zusammen."

Bei der Bildung steht für Moser die finanzielle Gleichstellung freier Schulen mit jenen unter staatlicher oder konfessioneller Trägerschaft ganz oben auf der Agenda. Ein Anliegen, das auch Jetzt-Parteichefin Maria Stern, die zu Mosers Präsentation nach Innsbruck gereist ist, unterstützt: "Freie Schulen sind quasi ein Labor für innovative Bildungssysteme. In Österreich werden diese aber nicht gefördert, sondern benachteiligt."

Innerparteiliches Anecken

Dass sein parteipolitisches Engagement gerade in Kreisen, in denen Moser als Aktivist etabliert ist, für Aufsehen sorgen wird, ist ihm bewusst: "Ich habe mir die Entscheidung auch nicht leicht gemacht und hoffe, dass ich auch weiter meine Auftritte in besetzten Häusern abhalten kann." Die beiden Welten schließen einander nicht aus, so Moser. Dass er innerparteilich anecken werde, sei ihm ebenso klar: "Ich werde mich nicht verbiegen, und es gibt in der Partei wahrscheinlich auch Leute, mit denen ich nicht kann."

Trotzdem wolle er den Versuch wagen: "Ich sehe es als Versuch und Erweiterung meines politischen Engagements." Für manche aus seinem Umfeld, so Moser selbstironisch, sei die Kandidatur bei der Nationalratswahl ein neues Kunstprojekt. Ein Gedanke, mit dem er sich durchaus anfreunden könne. Wie viele Stimmen er benötige, um einzuziehen, wisse er nicht. Bei der Nationalratswahl 2017 erreichte Jetzt in Tirol 3,8 Prozent. Ziel im September sei es, das zu übertreffen. Wobei die Erwartungshaltung gelassen ist: "Wenn es nix wird, mach ich einfach weiter wie bisher." (Steffen Arora, 1.8.2019)