Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Getty

IT-Riese Apple hat ein Problem. Der Motor des Zugpferds iPhone ist ins Stottern geraten. Jahrelang war die Smartphonereihe nicht nur Cashcow Nummer eins, sondern auch der Garant für stetiges Umsatzwachstum. Doch in den letzten Jahren stieß das Vorzeigeprodukt an die Grenzen eines im Westen weitgehend gesättigten Marktes und Wachstumsmärkten, in denen Konkurrenten mit günstigeren Android-Handys den Ton angeben.

Offenbar hat Apple aber auch die Lösung, wie die letzten Quartalszahlen zeigen. Nicht nur probiert sich das Unternehmen zusehends als digitaler Dienstleister. Vor allem die Zubehörsparte boomt. Und dort dürften besonders die Airpods zum Wachstum beitragen. Sind sie Apples "Next Big Thing"?

Massives Wachstum

Im vergangenen Quartal stieg der Umsatz des Geschäftsbereichs, in dessen Bilanz auch die Apple Watch und der smarte Homepod-Lautsprecher fallen, von 3,7 auf 5,5 Milliarden Dollar. Im Vergleich mit dem iPhone, das im gleichen Zeitraum fast 26 Milliarden Dollar in die Kassen spülte, ist das zwar noch wenig. Doch während dessen Umsätze und Anteile am Konzerngeschäft kontinuierlich schrumpfen, zeigt sich hier ein Wachstum um fast 50 Prozent.

Damit hält nicht einmal ein die Service-Sparte rund um iCloud und Apple Music mit. Ihr Wachstum von 10,2 auf 11,5 Milliarden Dollar Umsatz ist sowohl in absoluten (plus 1,3 Milliarden), als auch relativen Zahlen (plus 13 Prozent) geringer.

Die drahtlosen Apple-Ohrhörer sind vielerorts zu einem alltäglichen Anblick geworden. Immer wieder begegnet man auf der Straße Menschen mit dem einst als "Zahnbürstenkopf" verschrienen Gadget in den Ohren. Genaue Zahlen für die Airpods alleine nennt das Unternehmen zwar nicht, aber schon im vergangenen Jahr prognostizierten Analysten, dass ihre Verkäufe "durch die Decke gehen" werden.

Deutliche Steigerung erwartet

Beispielsweise der in Apple-Sachen meist sehr gut informierte Ming-Chi Kuo. Er erwartete Ende 2018, dass heuer zwischen 50 und 55 Millionen Stück der Airpods verkauft werden. Apple hätte damit die Verkaufszahlen binnen drei Jahren mehr als verdreifacht. Bis 2021 könnten sie außerdem die 100 Millionen-Grenze knacken. In Stückzahlen gerechnet wäre man damit auf etwa der Hälfte des mittlerweile stagnierenden Niveaus von iPhone-Verkäufen, die 2018 bei etwa 218 Millionen Stück lagen.

Foto: DER STANDARD/Koller

Rechnet man mit einem konservativ angesetzten mittleren Verkaufspreis von 200 Dollar, so werden sie dann alleine schon für 20 Milliarden Dollar Umsatz sorgen und könnten damit theoretisch schon einen Quartalsausfall des iPhones (abseits des Weihnachtsquartals) kompensieren.

Mehrere "big things"

Daraus lässt sich auch die Antwort auf die Eingangs gestellte Frage ableiten. Ja, die Airpods werden Apples "nächstes großes Ding". Allerdings nicht das große Ding, sondern neben den Services und dem iPhone eines von mehreren Standbeinen des Konzerns. Mit zunehmendem Erfolg verbreitert Apple sein Angebot und löst sich damit – langsam, aber bestimmt – aus der Abhängigkeit vom eigenen Smartphone.

Damit folgt man gewissermaßen auch dem Beispiel, das Microsoft, Amazon und auch andere Konzerne setzen. Die eigene Hardware wird zur Plattform, um Accessoires und Dienste zu verkaufen. Microsoft nutzt Windows 10 etwa, um Dienste wie Office 365 oder Onedrive zu pushen. Amazon vertreibt Tablets und E-Reader, die vornehmlich als "Portal" zum eigenen Store sowie mehreren Streamingangeboten gedacht sind.

Der Preis regt auf.

Airpods sind wiederum dank Sonderfunktionen und besonders schnellem Pairing eine logische Wahl für viele iPhone-Besitzer. Und auch Apple Music ist nach dem Kauf des Handys nur einen Klick entfernt. (gpi, 2.8.2019)