Weil sie direkt oder indirekt vom Tourismus profitieren, müssen die Unternehmen in Tirol Pflichtbeiträge für den Tourismus zahlen. Booking.com aber nicht – trotz Niederlassungen in Innsbruck und Kitzbühel.

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Innsbruck – Die Buchungsplattform Booking.com zahlt – im Gegensatz zu 43.443 Tiroler Unternehmen – keine Pflichtabgabe für den Tourismus im Bundesland. Dies berichtete die "Tiroler Tageszeitung" in ihrer Donnerstagausgabe. Vorgeschriebene Pflichtbeiträge für die vergangenen Jahre aufgrund von Zweigniederlassungen in Tirol wurden von Booking.com erfolgreich beeinsprucht, hieß es seitens des Landes.

Weil sie direkt oder indirekt vom Tourismus profitieren, müssen die Unternehmen in Tirol Pflichtbeiträge für den Tourismus zahlen – unter anderem für die Finanzierung der Tourismusverbände. 2018 wurden den Betrieben laut "TT" 126,7 Millionen Euro vorgeschrieben – die 34 Tourismusverbände erhielten davon 103 Millionen Euro, der Tiroler Tourismusförderungsfonds bekam 11,2 Millionen Euro und der Verband der Tiroler Tourismusverbände 262.000 Euro.

Das niederländische Booking.com hat sowohl in Innsbruck als auch in Kitzbühel eine Niederlassung, scheint aber nicht auf der Beitragszahlerliste auf – ebenso wie die Plattform Airbnb. Und das trotz eines im Jahr 2017 für Österreich ausgewiesenen Bilanzgewinns von 9,327 Millionen Euro.

Neufinanzierung des Tiroler Tourismus

Die Tiroler Filialen würden keine direkten Dienstleistungen vor Ort erbringen, sondern lediglich die Zentrale in Amsterdam intern unterstützen, argumentierte das Unternehmen laut dem Bericht. Dort würden das gesamte Online-Reservierungssystem und die Provisionen abgewickelt. "Aufgrund des Geschäftsprofils der Booking.com (Österreich) ist ersichtlich, dass die betreffende österreichische Gesellschaft weder einen unmittelbaren noch einen mittelbaren wirtschaftlichen Nutzen aus dem Tourismus in Tirol erzielt", wurde argumentiert.

Die Causa ruft indes die Neos auf den Plan. Deren Landessprecher Dominik Oberhofer spricht sich für eine umfassende Neufinanzierung des Tiroler Tourismus aus. "Es kann nicht sein, dass Fahrschulen oder Bestattungsunternehmen Tausende Euro Tourismusabgabe zahlen, aber nachweislich kaum vom Tourismus profitieren. Andererseits leisten jene, die Hauptnutznießer sind, keinen Beitrag", kritisierte Oberhofer.

Einheitliche Nächtigungsabgabe

Der Neos-Chef tritt dafür ein, den Fremdenverkehrsförderungsbeitrag – mit Ausnahme für die Seilbahnwirtschaft und Skischulen – abzuschaffen, 50 Millionen Euro bei der Wirtschaftsförderung einzusparen und dieses Geld als Sockelfinanzierung für die Tirol Werbung und Tourismusverbände zu verwenden. Darüber hinaus soll eine tirolweite einheitliche Nächtigungsabgabe von 2,5 Euro eingeführt werden.

Der Leiter der Tourismusabteilung im Land, Gerhard Föger, verteidigte hingegen das derzeitige Beitragsmodell: "Das System ist effizient, das beweisen die Zahlen. Wir erlassen jährlich 150.000 Bescheide, natürlich gibt es auch 22. 000 Mahn- und Erinnerungsschreiben." Doch im Vergleich zu den Erlösen von mehr als 100 Millionen Euro sei der Aufwand von 4,8 Millionen Euro überschaubar. (APA, 1.8.2019)