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Den Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage am Einfamilienhaus nützen, um dem studierenden Kind in der Stadt einen günstigeren Strompreis zu ermöglichen. Ansätze wie diesen erforscht Andrea Werner. Aufgewachsen in Göppingen in Deutschland, studierte sie an der Universität für Bodenkultur (Boku) und der Wirtschaftsuniversität in Wien und arbeitet seit 2017 im Forschungsbereich Renewable Energy Systems an der FH Technikum Wien.

Als wissenschaftliche Mitarbeiterin ist sie ab Oktober am dreijährigen Projekt Beyond (Blockchain based ElectricitY trading for the integration Of National and Decentralized local markets) beteiligt. Darin wird untersucht, wie lokale Energiemärkte designt und in größere Marktstrukturen integriert werden können, sodass die beteiligten Akteure dabei mitwirken können. Werner befasst sich vor allem mit Bedingungen wie Datenschutz, Privatsphäre und Entscheidungsfreiheiten, die erfüllt werden müssen, damit sich private Akteure an einem lokalen Energiemarkt beteiligen.

Dadurch sollen lokal sinnvolle Kooperationen von Verbrauchern und Erzeugern ermöglicht werden. In einem solchen nachhaltigen Energiesystem könnte ein Akteur in Zeiten des Überschusses Strom aus der Photovoltaikanlage unkompliziert dem Nachbarn eben für das E-Auto zur Verfügung stellen.

"Es gibt zwei Demo-Standorte in Österreich, eine Gemeinde und eine Einkaufsgenossenschaft für KMUs, die sich dazu bereiterklärt haben, das mit uns zu diskutieren und eine Zeitlang unter Forschungsbedingungen durchzuführen", erzählt Werner. Im Rahmen des Projekts werden verschiedene Konzepte entwickelt und getestet, ob sie auf andere Gemeinden übertragbar sind. Neben den technischen und wirtschaftlichen Vorteilen sollen aber auch die gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen beobachtet werden.

Die gesellschaftlichen Fragestellungen zum Thema Energiewende interessierten die 32-Jährige schon lange. Für ihr Bachelorstudium Umwelt- und Bioressourcenmanagement entschied sie sich nicht zuletzt nach einem Jahr Freiwilligendienst in Brasilien. Später fokussierte sich Werner aber noch mehr auf die sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Methodiken: "Die technisch notwendigen Maßnahmen für die Energiewende finde ich recht logisch, aber warum es nicht funktioniert, hängt trotzdem oft an der Interaktion innerhalb von Gesellschaft und Politik."

Fast so zeitintensiv wie ihre Arbeit ist auch ihre große Leidenschaft außerhalb der Forschung. Sie singt in einem semiprofessionellen Chor der Wiener Singakademie am Konzerthaus Wien. Langweilig wird ihr aber auch in der Sommerpause nicht. Umwelt zieht sich schließlich doch wie ein roter, oder besser grüner, Faden durch das Leben der aktiven Deutschen. Gemeinsam mit Freunden betreibt sie auf einem Biobauernhof eine Biogemüse-Parzelle zum Selbsternten mit teils vorgesäten Pflanzen. "Den gesamten Sommer lang pflegt man diesen Acker und erntet die Gemüsesorten, die dort wachsen", erzählt sie. Also hat Andrea Werner derzeit also alle Hände voll zu tun. (pkm, 5.8.2019)