Eine kleine Diätpause: Der Eberhofer Franz nimmt einen Mitternachtssnack.

Foto: Constantin Film Verleih

Im real existierenden Niederbayern sagt der dort ansässige Niederbayer, so er noch im für die Region typischen niederbayerischen Dialekt spricht, ein Wort sicher nicht: Leberkäs. Der Leberkäse heißt dort selbstverständlich schon immer Leberkaas!

Insofern weist der Titel "Leberkäsjunkie" schon einmal darauf hin, dass auch in der sechsten Verfilmung der in Bayern dank ihres zünftigen Lokalkolorits zur Nationalliteratur zählenden Krimis von Rita Falk um den dauergrantigen niederbayerischen Polizisten Eberhofer Franz (Sebastian Bezzel) einiges nicht stimmen kann.

Heiliger Schweinsbraten

Es wird zwar auch in den diesen Erfolg mit Besucherzahlen im Millionenbereich zusätzlich befeuernden Kinofilmen von Ed Herzog mächtig viel herzhafte Hausmannskost verdrückt. Titel wie "Dampfnudelblues", "Winterkartoffelknödel", "Schweinskopf al dente", "Grießnockerlaffäre" oder zuletzt "Sauerkrautkoma" sprechen Bände. Die daheim auf dem Bauernhof im imaginären Dorf Niederkaltenkirchen von der Oma Eberhofer auf den Tisch gewuchteten Gerichte, allen voran der hier nicht einmal erwähnte heilige Schweinsbraten, haben den Eberhofer Franz allerdings über die Jahre etwas antriebslos gemacht. Vom depperten Bier und den Schnäpsen nachts beim Dorfwirt und dem ewigen Streit mit seiner Dauerexfreundin Susi (Lisa Maria Potthoff) ganz zu schweigen.

Constantin Film

Es ist halt immer das Gleiche. Das Leben ist – Achtung, Sinnbild! – ein Kreisverkehr. Es wird übrigens, so wie in jeder Eberhofer-Verfilmung, auch in "Leberkäsjunkie" wieder viel mit einem alten Audi-Kübel im Kreisverkehr gefahren. Dazu spielt je nach Gemütslage ein heutzutage in der deutschen Provinzkomödie obligatorisches Banjo gemeinsam mit der Blasmusik auf oder poltert irgendein derber Hardrock aus den 1970er-Jahren aus den Boxen.

Fleischpflanzerl verboten

Der Eberhofer Franz klappt jedenfalls beim Anblick einer Brandleiche im Haus der indianisches Ausdruckstanz-Yoga betreibenden Liesl Mooshammer (Eva Mattes) zusammen und wird auf strenge Diät gesetzt. Das bedeutet, dass sogar ein bayerisches Fleischpflanzerl nicht auf dem Teller toleriert wird. Das macht wiederum die Familie (Franz hat mittlerweile mit Susi einen Sohn, und sein Bruder Leopold ist immer noch ein Fetzenschädel) am Mittagstisch voller Karotten und Dings nicht froh. Der mindestens genauso grantige Kiffervater (Eisi Gulp) bringt es auf den Punkt: "Wenga deim Cholesterin miaßn mia den Komposthaufn fressn!"

Man ahnt es schon: Natürlich setzt auch "Leberkäsjunkie" weniger auf eine gewohnt haarsträubende, simple Handlung, die im ORF-Hauptabend definitiv besser als im Kino aufgehoben ist, sondern mehr auf seine Typen. Hervorgehoben seien etwa Daniel Christensen als Eberhofer-Freund und Heizungspfuscher Flötzinger oder die großartige Enzi Fuchs als Oma Eberhofer.

Das "Bayerisch" tut weh

Allerdings muss man die Geschichte um einen afrikanischen Flüchtling als Fußballstar beim Drittligisten Niederkaltenkirchen, der zum Mordverdächtigen wird, halt einmal in Kauf nehmen, damit man sich angenehm kurze 90 Minuten gut im Kino unterhält. Eine Sexsucht-Selbsthilfegruppe kommt dann zwecks der roten Backerl auch noch dazu.

Rudi Birkenberger als bester Buddy von Franz Eberhofer wird wie immer dargestellt vom Wiener Simon Schwarz. Sein "Bayerisch" tut weh. Michael Ostrowski als Gerichtsmediziner fällt mit seinem Steirisch nicht weiter auf. Die farblosen Ösi-Exporte Manuel Rubey und Robert Stadlober (als schwules Pärchen) mussten wahrscheinlich wegen einer ORF-Förderung oder so sein.

Im selten hässlichen niederbayerischen Drehort Frontenhausen wurde übrigens gerade der in den Filmen sehr wichtige Kreisverkehr zum "Franz-Eberhofer-Kreisel" geweiht. Bitte dort nicht hineinfahren, man kommt nie wieder raus. Prost. (Christian Schachinger, 21.8.2019)