Obwohl auch die heurige Tourismussaison gut anläuft, fehlt es der Branche an Fachkräften.

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Nach einem verregneten Mai sind die heimischen Tourismusbetriebe derzeit mit ihrem Sommergeschäft recht zufrieden. "Fast neun von zehn Hotellerie- und Gastronomiebetrieben sehen die Zukunft positiv, ein Drittel davon ist sogar überaus zuversichtlich", berichtete der Obmann des WKÖ-Fachverbands Gastronomie, Mario Pulker, am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Doch abgerechnet wird am Schluss.

Für 64 Prozent aller Betriebe läuft die heurige Sommersaison derzeit jedenfalls gut, für 19 Prozent sogar besser als im Vorjahr, wie aus einer aktuellen market-Umfrage unter den Mitgliedsbetrieben der Wirtschaftskammer hervorgeht. 83 Prozent sind im Moment also eher optimistisch. Es gibt aber regionale Unterschiede – im Osten und im Westen des Landes herrscht mehr Zuversicht als etwa im Süden.

Fachkräftemangel

Die größte Herausforderung für die Betriebe ist aber nach wie vor die Mitarbeitersuche. Der Fachkräftemangel schlägt auch in dieser Branche durch. "75 Prozent aller Unternehmen in Österreich haben ein Problem mit Facharbeitern – das ist nicht nur im Tourismus so", betonte Gastro-Sprecher Pulker. "Wir haben einfach zu wenig Menschen, die am Arbeitsmarkt sind, im Moment."

Die geburtenstarken Jahrgänge erreichen das Pensionsalter. Im Tourismus ist das Finden, Halten und Motivieren von Mitarbeitern ein zentrales Thema. Rund 40 Prozent der befragten Unternehmen sehen hier Handlungsbedarf. Einige können den täglichen Betriebsablauf längst nicht mehr so abhandeln wie in der Vergangenheit.

Hierfür gebe es nicht "die eine große Lösung". "Wir müssen an sehr vielen Schrauben drehen", so Kraus-Winkler. "Mit den Arbeitslosen, die wir gemeldet haben, werden wir das Problem nicht lösen – dieses wesentliche Mehr an Menschen, das wir benötigen." Um Leute in die Branche zu bekommen werde eine ganze Reihe von Aktionen und Fachkräfteinitiativen gestartet.

Umdenken gefordert

Doch auch Aushilfskräfte sollen einfacher und unbürokratischer beschäftigt werden können, wünscht sich die Branche. Das würde "die Situation vieler Betriebe entschärfen", so die Kammer. Von der nächsten Regierung erhofft sie sich jedenfalls eine "umfassende Fachkräfteoffensive". Die Betriebe bieten den Angaben zufolge bereits "Benefits" wie etwa Gratisunterkünfte für Mitarbeiter und Skiliftkarten oder Skiausrüstungen. Nun komme es darauf an, dass der Gesetzgeber die Rahmenbedingungen schaffe, so Pulker.

Aber auch ein Umdenken bei den vor allem mittleren Betrieben sei in Sachen Führung gefragt, sagt die Branchensprecherin. Dabei gehe es sehr viel um das Thema Führung und Eingehen auf die individuellen Wünsche der Mitarbeiter etwa betreffend Dienstzeiten.

Die Branche wirft dabei ihr Gewicht als wichtiger Arbeitgeber in die Waagschale. Insgesamt waren 2018 in der heimischen Hotellerie und Gastronomie 266.557 Mitarbeiter tätig – gut ein Fünftel davon (52.093) geringfügig. Das waren laut Beschäftigungsstatistik der Wirtschaftskammer um fast 22 Prozent mehr Beschäftigte in der Branche als 2010. (APA; 1.8.2019)