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Lauda hat im Gegensatz zu anderen Billigfluggesellschaften in Wien einen Kollektivvertrag für die fliegenden Mitarbeiter.

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Wien – So richtig zur Ruhe kommen die Mitarbeiter der Billigfluglinie Laudamotion nicht. Am Mittwoch haben sie Post von ihrem Chef, Andreas Gruber, bekommen, mit Informationen zu einem "wichtigen Update" zum Geschäft. In den vergangenen 17 Monaten habe Ryanair die Marke mit einem größeren Bargeldeinschuss neu positioniert, der Eigentümer habe nun das Ziel, Laudamotion zur größten Airline Österreichs zu machen.

Erste Erfolge gebe es schon, berichtet Gruber der Crew, trotzdem gebe es etliche "sehr ernste Herausforderungen", die man schnell bestehen müsse, wenn man weiter wachsen wolle.

Laudamotion am Gewinnrückgang mitschuldig

2018 habe Laudamotion 140 Millionen Euro verloren – die zur Gänze mit Krediten von Ryanair gedeckt worden seien. Wäre Ryanair nicht eingesprungen, hätte die Airline Insolvenz anmelden müssen, alle Jobs wären dahin gewesen, klärt der Laudamotion-Chef seine Mitarbeiter auf. Auch heuer werde man rund 50 Millionen Euro Verlust schreiben, neben hohen Kerosinpreisen und niedrigen Ticketpreisen nennt er auch die "Ineffizienz der Crews" als Grund für diese Erwartung. Die Österreich-Tochter des irischen Billigfliegers arbeite weiter nicht effizient genug.

Entweder man verbessere das, oder man werde "leider" scheitern. Erst am Montag habe Ryanair einen Gewinnrückgang von 21 Prozent fürs erste Quartal bekanntgegeben, für einen Teil davon sei Laudamotion verantwortlich. Die Niederlassung Wien verursache hohe Kosten bei geringer Produktivität, also wackelt laut Gruber die für den Winter geplante Erweiterung der Laudamotion-Flotte um vier Flieger.

Ryanair könnte Flieger schicken

Sollte sich nichts ändern, werde eben Ryanair einspringen, eine eigene Basis in Wien errichten und vier Boeing-Flieger nach Wien schicken, die billiger und effizienter arbeiten würden als die Laudamotion-Flotte.

Ryanair macht kräftig Druck, der Laudamotion-Chef setzt Ultimaten. Laut Gruber hat es schon Gespräche mit dem Betriebsrat über diverse Änderungen zur Effizienzsteigerung gegeben, dabei gehe es auch um eine Verbesserung des "Lebensstils unserer Crew", zu der auch ein neues Dienstplansystem gehöre. Sollte bis 14. August keine Vereinbarung zu alldem auf dem Tisch liegen, werde es zu einem Jobabbau kommen. Und: Da rede man von bis zu 30 Cockpit-Besatzungen, heißt es in dem Brief, der dem STANDARD vorliegt.

Ryanair zieht Aufgaben an sich

Das neue Managementteam unter ihm, Gruber, arbeite rund um die Uhr, um den Turnaround zu ermöglichen, lobt der Chef die Chefs, man brauche aber dazu auch jeden Mitarbeiter. Wobei gleich auch Umstrukturierungen angekündigt werden: Etliche Aufgaben werden von Laudamotion zu Ryanair übersiedeln, flapsig gesagt, weil die dort billiger zu erledigen sind. Sei das einmal geschehen, könne sich die Laudamotion ganz aufs Wachsen konzentrieren.

Der Betriebsrat hat gegen dieses Vorgehen bereits protestiert, am Freitag werden die Gespräche fortgesetzt. (Renate Graber, 1.8.2019)