Besatzungsmitglieder der Alan Kurdi nehmen Gerettete an Bord.

Foto: AFP PHOTO /SEA-EYE.ORG / PAVEL VITKO

Lampedusa – Per E-Mail informierte die italienische Seenotleitstelle die Besatzung der Alan Kurdi, dass die maltesischen Behörden zuständig sind. Das Ansuchen des Rettungsschiffs der deutschen Hilfsorganisation Sea-Eye wurde weitergeleitet, obwohl sich das Schiff mit den 40 geretteten Menschen an Bord bereits vor Lampedusa befand.

Unter ihnen befinden sich drei Kinder unter vier Jahren und eine schwangere Frau, wie das österreichische Besatzungsmitglied Sophie Weidenhiller erzählt. Die meisten der Geretteten befanden sich laut ihrem Bericht bereits über längere Zeit in Libyen und flohen wegen der anhaltenden Kämpfe und Gewalt auf das Meer. Zwei der Menschen an Bord der Alan Kurdi überlebten Anfang Juli den Luftangriff auf ein Sammellager für Flüchtlinge und Migranten, bei dem 50 Menschen starben. Hilfsorganisationen und Medien berichten regelmäßig von schweren Misshandlungen der Insassen und menschenunwürdigen Umständen. Zwar kündigte der libysche Innenminister Mustafa Bashagha am Donnerstag an, drei solcher Lager schließen zu wollen, doch nannte er keinen Zeitpunkt.

Richtung Malta

Bis Freitagnachmittag war nicht klar, wo die Alan Kurdi die Geretteten an Land bringen darf. Zwar machte sich das Schiff auf die rund zwanzigstündige Fahrt nach Malta, doch gab es noch keine offizielle Zusage irgendeines europäischen Staates, die Menschen aufzunehmen.

Auch die spanische Hilfsorganisation Pro Activa Open Arms erhielt für ihr Rettungsschiff mit 124 Menschen an Bord keine Einfahrtserlaubnis in italienische Hoheitsgewässer. Die Besatzung wartet weiterhin auf die Zuweisung eines sicheren Orts. Das Schiff war Freitagnachmittag auf dem Weg in Richtung Lampedusa.

Ocean Viking in Marseille

Seit wenigen Tagen ist zudem bekannt, dass Ärzte ohne Grenzen (MSF) und SOS Méditerranée wieder ein Schiff zur Verfügung haben, um Such- und Rettungsmissionen im Mittelmeer durchführen zu können. Die norwegische Ocean Viking liegt jedoch noch immer in der französischen Hafenstadt Marseille, wo sie sich seit Montag aufgrund eines technischen Stopps befindet. Bevor sie in See stechen kann, müssen noch kleine Arbeiten an Bord erledigt werden, heißt es bei Ärzte ohne Grenzen.

Bei der Hilfsorganisation zeigt man sich besorgt um die Sicherheitslage in der libyschen Hauptstadt Tripolis. Erst vergangene Woche unterstützten MSF-Mitarbeiter 135 Überlebende eines Schiffsunglücks im Osten der Stadt, wobei rund 150 Menschen getötet wurden – die größte Tragödie auf der Fluchtroute in diesem Jahr. "Wir kehren zurück ins Mittelmeer, weil Menschen weiterhin sterben", sagt Mathilde Auvillain von MSF in Libyen: "Wir glauben, dass unsere Präsenz notwendig ist, um Leben zu retten, Zeugen zu sein und die inhumane Politik und ihre menschlichen Opfer anzuprangern." (bbl, 2.8.2019)