Der Wolf, ein altes Feindbild des Menschen.

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Lange kannte man ihn nur mehr aus Märchen, Jack-London-Romanen und als heulenden Nebendarsteller in Westernfilmen. Doch seit rund zehn Jahren ist der Wolf auch in Österreich wieder außerhalb von Zoos in wenigen Rudeln oder als durchziehender Einzelgänger unterwegs. Wo immer das größte Raubtier aus der Familie der Hunde auftaucht, sorgt es für Aufregung, weil es tut, was wilde Tiere eben so tun: Beute erlegen, um zu überleben. Wölfe sind zwar extrem menschenscheu, aber weil sie keinen Unterschied zwischen Wildtieren und Nutztieren machen, kommen sie manchmal in Konflikt mit Menschen. Die Betonung liegt auf manchmal.

Doch ein Teil der menschlichen Spezies zeigt dann steinzeitliches Verhalten: er oder ich. Der kopflose Kadaver, der in Tirol gefunden wurde, ist der traurige Höhepunkt einer hirnlosen Hatz auf alles, was nach Wolf aussieht. Es spielt eigentlich keine Rolle, ob es, wie ein DNA-Test zeigen wird, die Überreste eines Wolfes oder eines Hundes sind.

Aber es gibt Hoffnung: Im niederösterreichischen Waldviertel werden zwar auch noch gelegentlich Schafe gerissen, doch hier ist es im Wesentlichen gelungen, aus dem "er oder ich" ein "er und ich" zu machen. Das Wolfsrudel von Allentsteig wird akzeptiert und respektiert. Gutes Wolfsmanagement muss unter anderem möglichst viel Information für die Bevölkerung, Finanzierungsmodelle für Herdenschutz und auch Schadensabgeltung bieten. (Michael Simoner, 5.8.2019)