Das berüchtigte Portal 8Chan war am Montag gestört. nachdem Internetdienstleister Cloudflare den Schutz aufgehoben hat.

Screenshot: red

Der Attentäter von El Paso, der am vergangenen Samstag 20 Menschen getötet hat, soll seine Pläne auf 8chan veröffentlicht haben – wie zuvor schon die Attentäter von Christchurch in Neuseeland und im kalifornischen Poway. Der Gründer des Portals hat sich schon länger davon distanziert, und Internetdienstleister Cloudflare hat die Seite nun als Kunden gekündigt. Doch die Seite blieb bislang weitgehend unbehelligt.

Grenze überschritten

Nach dem Attentat von El Paso zog Internetdienstleister Cloudflare einen Schlussstrich und warf 8chan aus dem Netzwerk. Das Unternehmen schützt Websites unter anderem vor Distributed-Denial-of-Service-Attacken (DDoS), bei denen Server mit massenhaft Anfragen in die Knie gezwungen werden können. Der Attentäter scheint von den Foren, in denen die Christchurch-Morde glorifiziert wurden, inspiriert worden zu sein, schrieb CEO Matthew Prince in einer Mitteilung am Montag. "Verwerfliche" Inhalte habe man bisher "widerwillig" geduldet, doch nun müsse man eine Grenze ziehen. 8chan habe zwar nicht gegen Gesetze verstoßen, aber eine Umgebung geschaffen, die dazu verleite. Die Plattform habe sich zu einer "Hass-Kloake" entwickelt. Cloudflare war in der Vergangenheit immer wieder dafür kritisiert worden, die Seite weiterhin als Kunden zu akzeptieren. Prince argumentierte bisher damit, dass man neutral bleiben wolle.

Nach Aufkündigung des Cloudflare-Schutzes war die Seite am Montag weitgehend nicht erreichbar. Dass 8chan länger offline sein werde, glaubt der CEO nicht. Auch die zuvor vom Cloudflare-Netzwerk verbannte, rechtsradikale Seite Daily Stormer sei weiterhin verfügbar. Die Betreiber der Website rühmen sich nun damit, mehr Nutzer als jemals zuvor zu haben. "Ich habe keinen Zweifel, dass das auch mit 8chan so passieren wird", so Prince. Dass man das Portal vom Netzwerk entfernt habe, trage zudem nichts zur Bekämpfung von Hassinhalten im Internet bei. Diese seien zwar nicht mehr länger das Problem von Cloudflare, aber noch immer das Problem des Internets.

Antwort auf 4chan

Bei 8chan handelt es sich um ein sogenanntes Imageboard. Nutzer können Foren zu verschiedenen Themen erstellen und moderieren. Gegründet wurde das Portal 2013 von Fredrick Brennan. Der Softwareentwickler wollte damit in seiner Jugend eine Antwort auf die Website 4chan schaffen. Während die Betreiber von 4chan einige der besonders umstrittenen Foren in der Vergangenheit gelöscht hatten, wollte Brennan den Nutzern mit 8chan absolute Freiheit lassen. Verboten waren nur Inhalte, die in den USA illegal sind. Das ließ 8chan unter anderem zu einem Hort Rechtsradikaler und Frauenhasser werden. Die derzeitigen Betreiber warnen zwar vor dem Posten illegaler Inhalte, doch das Motto "the darkest reaches of the internet" lässt anderes vermuten.

Brennan hat sich inzwischen von der Website distanziert. Im Juni erklärte er der Website Tortoise, dass ihn seine harte Jugend zur Gründung der Seite bewogen habe. Er hat eine seltene Erbkrankheit, litt sehr unter der Scheidung seiner Eltern und kam später in eine Pflegefamilie. 4chan habe ihm ein Gefühl der Normalität gegeben. Dort forderte er als Jugendlicher unter anderem, dass Menschen mit Behinderung zwangssterilisiert werden sollten. Heute sehe er das anders, sagte er im Juni. Und am vergangenen Sonntag forderte er die Schließung des Portals.

Brennans Meinung hat sich geändert, 8chan jedoch nicht. Und obwohl die Seite aktuell gestört ist, stellt sich die Frage, wie lange das so bleiben wird. Schon 2015 wurde 8chan aufgrund von Kinderpornografie vom Netz genommen, nur um kurze Zeit später mit neuer Domain wieder online zu gehen.

8chan selbst erklärte am Montagmorgen auf Twitter, dass man mit einer Downtime von 24 bis 48 Stunden rechne. Seitdem war die Seite nur kurz wieder erreichbar, bevor sie wieder offline ging. (br, 5.8.2019)